Credendo ändert seine Risikobewertung: Statt des systemischen Geschäftsrisikos, das bisher auf einer Skala von A bis C bewertet wurde, zieht der Kreditversicherer nun ein feiner skaliertes „Geschäftsumfeldrisiko“ zur Bewertung heran. Es bildet nun zusammen mit dem politischen Risiko die Länderrisiken ab.

Die dreistufige Skala sei nicht mehr ausreichend gewesen, so die Begründung des Versicherers. Bestes Beispiel: In der Corona-Krise 2020 wurden 95 Prozent aller Länder in die schlechteste Kategorie C eingestuft. Nun soll eine feinere Differenzierung möglich sein – anhand einer siebengliedrigen Skala. Anhand einiger großer Länder macht Credendo das neue Rating deutlich:

So wird China nun in Kategorie D auf einer Skala von A bis G eingestuft – also in die vierthöchste Risikokategorie. Das wird damit begründet, dass sich das Wirtschaftswachstum des Landes verlangsamt, was auf einen Strukturwandel zurückzuführen ist, hin zu einer konsum- und dienstleistungsorientierten Wirtschaft.

Die Corona-Krise hat zum niedrigsten Wachstum seit 40 Jahren geführt (+2,3 Prozent), die Wirtschaft hat sich jedoch schon wieder in der zweiten Jahreshälfte 2020 erholt.  Der Renminbi hat im vergangenen Jahr 6,5 Prozent gegenüber dem Dollar zugelegt. Dadurch sinken die Kosten für Schuldentilgungen in Fremdwährung.

Die Zahlungserfahrungen mit chinesischen Schuldnern habe sich 2020 jedoch verschlechtert. Credendo erwartet durch die andauernden Unsicherheiten und die hohen Schulden der Unternehmen auch weiterhin ein hohes Risiko von Zahlungsausfällen.

Für Saudi-Arabien hat der Kreditversicherer das Geschäftsumfeldrisiko im März 2020 von Kategorie E auf F herabgestuft. Schon vor der Krise war das Geschäftsumfeld in dem Land schwierig, da die Durchsetzung von Verträgen schwierig ist. Positiv beeinflusst wird es hingegen von der Anbindung an den US-Dollar, so dass Unternehmen in Saudi-Arabien nicht von Wechselkursschwankungen betroffen sind, und von der zunehmenden Kreditvergabe an den Privatsektor. Hauptgrund für die Herabstufung war der wirtschaftliche Abschwung, der durch die Pandemie und den Ölpreisverfall bedingt wurde.

Auch das Geschäftsumfeldrisiko in Polen wurde herabgestuft – hier sogar zweimal im vergangenen Jahr: Im April 2020 von C auf D, im Mai von D auf E. Während der Pandemie haben vor allem die Exportwirtschaft gelitten: Da fast drei Viertel der Warenexporte in die EU gehen und hier noch stärkere BIP-Rückgänge verzeichnet wurden als in Polen (-2,7 Prozent), gab es nur eine geringe Nachfrage. Auch der Binnenkonsum ging zurück, der gewöhnlich einer der Hauptfaktoren für das Wirtschaftswachstum Polens darstellt. Credendo erwartet in den kommenden Monaten zwar eine Konjunkturerholung, für eine Heraufstufung sei es aber aufgrund der Unsicherheiten zu früh.

Den kompletten Bericht mit weiteren Länder-Beispielen finden Sie hier.