Die Eisenerz- und Kupferpreise sind in den vergangenen Monaten durch die Decke geschossen. Vor allem die chinesische Industrie, die sich rasant wieder von der Corona-Krise erholt hat, hat dazu beigetragen. Langfristig sehen die Experten des Kreditversicherers Credendo allerdings unterschiedliche Perspektiven für die beiden Rohstoffe.

Eisenerz: kurzfristiges Hoch

Der Preis von Eisenerz, der Schlüssel-Werkstoff in der Stahlindustrie, hat kaum unter dem Beginn der Pandemie gelitten. Stattdessen ging es nach einem minimalen Einbruch zu Beginn des Jahres 2020 rasant nach oben. Explodiert sind die Preise seit dem 1. Dezember 2020 – in den Wochen bis zum 12. Januar 2021 haben sie um 32 Prozent zugelegt.

Das hat zwei Hauptgründe, wie die Credendo Group darlegt: Zum einen ist die Förderung aktuell niedriger als erwartet – vor allem in Brasilien -, zum anderen hat die Nachfrage aus China stark angezogen. Die weltweite Förderung des Rohstoffs hat 2020 nur um vier Prozent gegenüber des Vorjahres zugelegt, was dazu geführt hat, dass die Nachfrage nicht vollständig befriedigt werden konnte. Für die Bergbauindustrie kein großes Problem – hat der Preisanstieg die kleineren Mengen doch gut ausgeglichen, so dass ihr Umsatz dennoch gestiegen ist.

Demgegenüber ist die Nachfrage gestiegen. Vor allem die öffentlichen stahlintensiven Infrastruktur-Investitionen in China haben diese befeuert. Darin steckt allerdings auch ein Risiko, wie Credendo aufzeigt: Die Industrie ist stark von einem einzigen Importland abhängig – China ist für 75 Prozent der globalen Nachfrage verantwortlich.

Wie sich die Preise weiter entwickeln, wird damit unter anderem von den Beziehungen zwischen China und Australien (von hier bezieht die Volksrepublik das meiste Eisenerz) sowie China und den USA abhängen. Eine Abwertung des Renminbi gegenüber dem Dollar würde Eisenerz noch teurer machen – ein Risiko für die Produzenten. Denn die chinesischen Lager sind voll, was verhindern könnte, dass noch mehr zu diesen hohen Preisen gekauft wird.

Credendo erwartet allerdings, dass die Preise zunächst stabil bleiben und dann im Laufe der Zeit wieder sinken.

Kupfer: Preise langfristig hoch

Wie auch beim Eisenerz ist der Kupferpreis während der Krise stark gestiegen. Der aktuelle Preis ist um 72 Prozent höher als während des Einbruchs im März. Auch hier spielen die Erholung der chinesischen Wirtschaft, die Spannungen des Landes mit Australien und der Dollar-Kurs die größte Rolle. Anders als beim Eisenerz wird die Nachfrage aber auch aus Europa und den USA befeuert: Zum einen fragen Haushalte aktuell mehr kupferintensive Produkte nach wie Elektroautos oder IKT-Produkte, zum anderen gibt es mehr Investitionen in umweltfreundliche Infrastruktur-Projekte.

Credendo erwartet daher, dass die Preise hier langfristig auf einem hohen Niveau bleiben – vor allem da die Lager weltweit leer sind und Förderung begrenzt ist.

GFL-Geschäftsführer Marcus Sarafin ergänzt, dass aktuell nicht nur bei diesen beiden Rohstoffen, sondern allgemein im Bereich Metalle und Stahl eine rasante Entwicklung zu beobachten ist: „Getrieben aus China, aber auch aufgrund zurückgefahrener Lagerhaltung in Europa ist eine erhebliche Nachfrage entstanden. Prognosen sind immer schwierig; aber wir erwarten doch in den kommenden Monaten eine Beruhigung der Märkte.“

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