Die einen sagen so, die anderen so. Nie hat dieser Spruch besser gepasst, als auf die aktuellen Konjunkturprognosen. Während die Industrie gerade wieder ordentlich zulegt, China den Export ankurbelt und die Rohstoffpreise steigen, korrigiert das Ifo-Institut seine Prognose nach unten und auch die Bundesbank warnt vor zu viel Optimismus. Für 2021 scheint alles offen zu sein.

In der Haut von Wirtschaftsforschern möchte man aktuell nicht stecken. Wie wird sich die Pandemie weiter entwickeln? Wann Impfung und wann macht sie ein „normales“ Leben wieder möglich? Wann kann der harte Lockdown beendet werden? Auf diese Fragen kennt momentan niemand eine Antwort. Doch ohne sie sind auch die Fragen nach der Konjunkturentwicklung 2021 kaum zu beantworten. Wie unzuverlässig in solchen unsicheren Zeiten alle Prognosen sind, hat man bereits im letzten Frühjahr gesehen.

Da hilft es auch nicht viel, dass das Ifo-Institut jüngst auf ein neues Prognosemodell umgestellt hat, das auf einen vollständig automatisierten Ansatz setzt. Die Experten weisen jedoch auf die Prognosefehler und -unsicherheiten hin, die mit den extremen Konjunkturschwankungen der Corona-Krise einhergehen. „Deshalb stellen solche Krisen alle statistischen Modelle vor besondere Probleme, deren Prognosegüte sich aus historischen Zusammenhängen ableitet“, heißt es auf der Website des Instituts.

Ohne dem Wissen der Konjunkturexperten geht deshalb gerade nicht. Doch auch denen bleibt nichts anderes übrig, als sich an den Indikatoren entlangzuhangeln, die man hat. So hat das Institut dieser Tage eine neue Prognose für das kommende Jahr herausgegeben. Demnach soll die deutsche Wirtschaft um 4,2 Prozent wachsen. Das ist weniger als die bisherigen 5,1 Prozent, mit denen die Wirtschaftsforscher gerechnet haben. Wegen des erneuten Shutdowns verschiebe sich die Erholung der Wirtschaft nach hinten – so gehe man für 2022 von plus 2,5 Prozent statt der bisher erwarteten 1,7 Prozent aus.

Gleichzeitig zeigen Umfragen des Instituts, dass die Stimmung steigt. Der Geschäftsklimaindex ist im Dezember auf 92,1 Punkte gestiegen, nach 90,9 Punkten (saisonbereinigt korrigiert) im November. Außerdem blicken sie optimistischer auf das kommende halbe Jahr. Vor allem im Verarbeitenden Gewerbe haben sich die Aussichten deutlich verbessert.

Auch bei den deutschen Exporteuren hat sich die Stimmung etwas verbessert. Die ifo Exporterwartungen der Industrie sind im Dezember von minus 1,0 Punkten auf plus 1,4 Punkte gestiegen. Auf das erste Quartal 2021 blicken die Exporteure allerdings skeptisch. Sie haben nicht nur mit den Unsicherheiten zu kämpfen, die die Corona-Krise betreffen, sondern auch mit dem noch ungeklärten Brexit. Vor allem die Nahrungsmittel-Industrie sowie die Hersteller von Bekleidung und Textilien rechnen mit Auftragsrückgängen im Export.

Bundesbank zeigt sich pessimistischer

Mit den 4,2 Prozent des Ifo-Instituts möchte die deutsche Bundesbank allerdings nicht mitgehen. Sie prophezeit für das kommende Jahr ein BIP-Wachstum von 3,0 Prozent. Und das unter der Annahme, dass im Frühjahr die Eindämmungsmaßnahmen „aufgrund medizinischer Fortschritte schrittweise gelockert werden können und Konsummöglichkeiten wieder genutzt werden“, zitiert die Tagesschau Bundesbank-Präsident Jens Weidmann. Viele Menschen hätten 2020 Geld gespart, das sie dann ausgeben könnten.