Steht die Wirtschaft vor einem globalen Aufschwung? Einige Indikatoren weisen darauf hin. So ist die Industrie besser durch die Krise gekommen, als gedacht. Rohstoffe sind gefragt wie zu ihren besten Zeiten. Und Chinas robuste Wirtschaft erweist sich einmal mehr als gut geölter Motor für die gesamte Weltwirtschaft.

Kurz vor Weihnachten – vor allem vor diesem Weihnachten – kann man gute Nachrichten gebrauchen. Die verkündet jetzt der Spiegel: Unter dem blumigen Titel „Fünf Hoffnungszeichen für die Welt“ zählt das Magazin auf, warum es der deutschen Wirtschaft besser geht als befürchtet, und einige Entwicklungen sogar auf einen globalen Aufschwung hinweisen.

Steigende Todeszahlen, volle Intensivstationen, harter Lockdown: Da kommen die neusten Wirtschaftsnachrichten gerade recht: Großen Teilen der Wirtschaft geht es nach diesem Krisenjahr nicht so schlecht wie befürchtet.

Robuste Auftragseingänge in der Industrie

Da ist zum einen die Industrie. Seit Mai entwickele sich die Auftragslage in den deutschen Fabriken relativ stabil. Im Oktober seien die Auftragseingänge sogar so hoch gewesen, wie kurz vor der Krise. Für Deutschland ist das eine besonders gute Nachricht, macht die Industrie doch hierzulande immer noch einen großen Teil der Wirtschaftsleistung aus.

Dass die Zahlen hier gar nicht so schlecht aussehen, hat auch mit der globalen Verzahnung der Wirtschaft zu tun, die die Auswirkungen der Krise abfedert. So ist der wichtige Handelspartner China wieder zurück im „Wachstums-Wunder-Modus“. Auch, wenn man einige Aussagen aus Peking mit Skepsis betrachten mag – so sollen die Novemberexporte im Vergleich zum Vorjahr um 21 Prozent gestiegen sein –, sicher ist, dass Chinas Wirtschaft die Seuche hinter sich gelassen hat. Davon profitiert in großem Maße die deutsche Automobilindustrie – BMW verkauft laut Spiegel 34 Prozent seiner Autos in die Volksrepublik, VW und Mercedes sogar noch mehr. Doch auch andere deutsche Wirtschaftszweige werden dadurch nach oben gezogen: erwartet der IWF in China doch 2 Prozent Wachstum in 2020 und sogar acht Prozent in 2021.

Rohstoffkurse steigen rasant

Ein weiteres gutes Zeichen lässt sich an den Rohstoffmärkten finden. Hier gehen einige Kurse gerade durch die Decke: Der Kupferpreis ist auf dem höchsten Stand seit 2013 und auch Eisenerz, Nickel, Zink oder Aluminium notieren wieder über dem Vor-Krisen-Niveau. Ein gutes Zeichen – gelten die Basismetalle doch traditionell als Barometer für die Weltwirtschaft.

Dass die globale Wirtschaft wieder Fahrt aufnimmt, sieht man auch auf den Meeren: Containerfrachter transportieren rund 90 Prozent der grenzüberschreitend gehandelten Güter und sind laut dem Spiegel-Artikel gerade so voll gepackt wie schon lange nicht mehr. Das geht so weit, dass in Europa sogar akuter Container-Mangel herrscht. Da viele Menschen dieses Jahr viel weniger Geld in der Gastronomie, für Veranstaltungen oder Reisen ausgegeben haben, nutzen sie die Reserven, um ihr zuhause aufzurüsten.

„Die Insolvenzen werden trotzdem steigen“

Darin steckt auch die bittere Nachricht: Großen Teilen der Wirtschaft – vor allem im Dienstleistungsbereich geht es gerade nicht besser, als zunächst gehofft, sondern sogar noch viel schlechter. Auch GFL-Geschäftsführer Marcus Sarafin sieht die guten Wachstumsnachrichten nicht uneingeschränkt positiv: „Die Insolvenzen werden trotzdem steigen“, macht er deutlich, „aber es wird sich wohl vor allem um die durch den Lockdown stark betroffenen Bereiche handeln: Einzelhandel, Tourismus, Gastronomie, Hotellerie, Soloselbstständige. Das ist bitter, aber für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung von geringerer Bedeutung. Für sie sind Bereiche wie die Luftfahrt oder der Maschinen- und Anlagenbau wichtiger.“

So haben viele Forschungsinstitute und Sachverständige ihre teils dramatischen Wirtschaftsprognosen für dieses Jahr mittlerweile korrigiert. Momentan sieht es so aus, als würde die deutsche Wirtschaft 2020 mit einem Minus von gut fünf Prozent beenden.