Der Düsseldorfer Factoring-Anbieter AvP, der Rezepte für Apotheken abrechnet, ist insolvent. Die Pleite könnte rund 3.500 Apotheken Millionen kosten. Ihnen will nun der Bund mit KfW-Krediten unter die Arme greifen.

Wie die Deutsche Apotheker Zeitung (DAZ) berichtet, lief das Factoring-Institut bereits seit mehreren Jahrzehnten schlecht. Doch erst Anfang September seien die Unregelmäßigkeiten auf den Konten der Bankenaufsicht BaFin aufgefallen. Als Factoring-Unternehmen wird AvP von der BaFin beaufsichtigt.

Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung rechnen rund 3.500 Apotheken in Deutschland ihre Kassenrezepte über den Dienstleister ab. Damit ersparen sie sich einen enormen bürokratischen Aufwand. Rund 2000 Rezepte nimmt jede Apotheke im Monat an. Diese müssen bei den 105 Krankenkassen, die es in Deutschland gibt, eingereicht werden. Dienste wie AvP bündeln daher die Rezepte und reichen sie bei den Kassen ein.

Niedrige Gebühren, hohe Ausgaben

Doch nicht nur Apotheken, sondern auch Ärzte und Krankenhäuser nahmen die Dienste von AvP in Anspruch. Die Gebühr, die der Factoring-Dienstleister dafür erhebt, beträgt weniger als ein Prozent. Diese im Vergleich zu anderen Anbietern signifikant niedrigen Gebühren zusammen mit unverhältnismäßigen Ausgaben haben laut DAZ zu der Pleite geführt.

Für GFL-Geschäftsführer Marcus Sarafin ist die Insolvenz für die Apotheken auch deshalb besonders schlimm, weil das Versprechen im Vorfeld ganz anders war: „Das ist wieder einmal ein Beispiel für eine Abrechnungsstelle, die angeblich nie insolvent werden, da fast alle Zentralregulierer ein verbindliches Versprechen den Lieferanten geben, zu 100 Prozent sicher zu sein.“ Selbst für Brancheninsider wie ihn ist die Geschäftsstruktur schwer nachzuvollziehen. „Die Konstruktion des Zentralregulierers ist optisch prima, aber im Detail sehr komplex.“

Strafanzeigen gestellt

Der Schaden beträgt mehr als 300 Millionen Euro. Aktuell läuft der Insolvenzantrag beim Amtsgericht Düsseldorf. Zudem hat die Behörde Strafanzeigen gegen Verantwortliche gestellt. Der Apothekerverband Nordrhein geht zwar davon aus, dass die Pleite die Versorgung mit Medikamenten nicht gefährdet, da nur wenige Apotheken dadurch schließen müssten, die betroffenen Dienstleister trifft es trotzdem hart. Wie viel sie von ihrem Geld wiedersehen, hängt auch davon ab, ob die ausstehenden Forderungen der Insolvenzmasse zugerechnet werden, zitiert die SZ den Insolvenz-Fachanwalt Peter Haupt.

Damit sich die betroffenen Apotheken über Wasser halten können, kündigte das Bundesfinanzministerium nun KfW-Schnellkredite mit günstigen Zinskonditionen an. Die Opposition will zudem im Rahmen von Sondersitzungen weitere Hilfsmaßnahmen für Apotheken beraten.