Die gute Nachricht vorweg: Trotz Corona-Krise haben im April weniger Unternehmen Insolvenz angemeldet als im Jahr zuvor. Trotzdem dürfte die Insolvenzwelle nur aufgeschoben sein. Experten erwarten, dass diese im Herbst anrollt.

Nur 1465 Insolvenzfälle hatte es im April gegeben – und damit 13,3 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Darin spiegelt sich aber nicht eine vermeintlich gute Lage der Unternehmen wider, sondern vor allem, dass die Insolvenzantragspflicht seit März ausgesetzt ist.

Aussagekräftiger dürfte da eine Erhebung des Ifo-Instituts sein. Das sieht ein Fünftel aller Unternehmen kurz vor der Pleite. Reisebüros, Hotels, Kneipen, Kinos und Restaurants seien besonders betroffen, so „Die Zeit“. Von den Dienstleistungsfirmen stufen die Forscher 27 Prozent als gefährdet ein, im Handel 18 Prozent und in der Industrie immerhin noch 17 Prozent.

Vor allem Reisebüros und Reiseveranstalter sehen ihre Existenz bedroht (85 Prozent), aber auch 76 Prozent der Hotels und 67 Prozent der Gaststätten. Bei Kreativen und Solo-Selbstständigen ist die Lage ebenfalls kritisch. Schließlich können sie oft nicht auf die Soforthilfen zugreifen, da diese nur für die Deckung der Betriebskosten ausgelegt sind. Die Auftragseinbrüche werden damit nicht kompensiert.

So gibt es trotz der bisher rückgängigen Zahlen auch einige Insolvenzen namhafter Unternehmen. Anfang April stellte die Restaurantkette Vapiano einen Insolvenzantrag, die Bekleidungskette Esprit begab sich in die vorläufige Insolvenz und auch der Küchenhersteller Poggenpohl und das Münchener Textilunternehmen Hallhuber stehen vor der Pleite.

GFL-Geschäftsführer Marcus Sarafin warnt dennoch davor, die Lage zu sehr zu dramatisieren. „Natürlich ist zu vermuten, dass die Insolvenzen ansteigen werden. Dennoch sollte man berücksichtigen, dass die Regierung mit den getroffenen Maßnahmen viel für die Stabilität unternommen hat, die Unternehmen selbst schon aktiv Maßnahmen zur Stabilisierung ergriffen haben und sie mit den getroffenen Maßnahmen der Regierung auch Zeit für Umstrukturierungen erhalten.“

Ob die Pleitewelle tatsächlich ab Oktober anrollt und in welcher Höhe, sei jetzt noch gar nicht sicher: „ Wir haben in den letzten Wochen mehrfach gesehen, dass die aufgestellten Prognosen sehr schnell korrigiert und neu bewertet wurden. Deutschland ist gut vorbereitet und kommt auf dieser Basis sicher gut durch die Krise.“

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