Gute Konjunktur-Nachrichten musste man die letzten Wochen suchen wie die Nadel im Heuhaufen. Doch jetzt zeigt die aktuelle Prognose des Kieler Instituts für Wirtschaft (IfW): Der Tiefpunkt der Krise liegt hinter uns. Ohne Einschränkungen kommen natürlich auch diese Aussichten nicht aus: Die deutsche Wirtschaft werde 2020 um 6,8 Prozent schrumpfen, das Milliardenpaket der Regierung helfe da nicht – weil es am Kern der Krise vorbeigeht.

Auch wenn der Tiefpunkt überschritten sei, sei das noch kein Grund zur Entwarnung, mahnen die Experten. Der Wiederanstieg der Produktion werde deutlich langsamer voranschreiten als der Absturz. Entgegen seiner Prognose vom Mai erwartet das IfW nun einen noch etwas stärkeren Einbruch der Wirtschaft im zweiten Quartal, und zwar um zwölf Prozent.

Jo-Jo-Effekt befürchtet

Das Konjunkturpaket werde zwar dazu führen, dass die Wirtschaft wieder kräftiger anzieht, als bisher vermutet, vor allem bei langlebigen Konsumgütern könnte sich aber aufgrund der Mehrwertsteuersenkung nächstes Jahr ein Jo-Jo-Effekt zeigen: Ihr Kauf werde nun vorgezogen, was 2021 dann zu einer geringeren Nachfrage führen kann. 2021 rechnet das Institut dennoch mit einem Anstieg des BIP um 6,3 Prozent.

Auch die weiteren Maßnahmen der Bundesregierung würden das Konjunkturgeschehen nicht wesentlich beeinflussen, schließlich ging der Einbruch auch maßgeblich auf die ausgebliebenen privaten Konsumausgaben zurück. Für das zweite Quartal rechnet das IfW mit einem Einbruch von 13 Prozent, im ersten Halbjahr dürfte sich Kaufkraft in Höhe von fast 80 Milliarden Euro zurückgestaut haben.

Konsum-Programme unnötig

Die Sparquote ist dementsprechend auf ein Allzeithoch von mehr als 23 Prozent gestiegen. Den Konsum anzuschieben, hält IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths daher für übertrieben, die Kaufkraft werde sich von selbst in Konsumnachfrage entladen, wenn man die Bremsen löse.

Auch weltweit ist der Tiefpunkt laut der Analyse überwunden: Er lag, wie auch in Deutschland, im April. So ist die weltweite Wirtschaftsleistung im ersten Halbjahr 2020 um fast zehn Prozent gesunken. „Es sieht so aus, dass der tiefe Fall aufgehalten ist“, zeigt sich GFL-Geschäftsführer Marcus Sarafin erleichtert. „Die Konjunktur wird sich wohl nicht in der erhofften V-Kurve, aber dennoch zügig erholen. Das sind sehr gute Nachrichten!“

Wie schnell sich die Wirtschaft tatsächlich erholen wird, hängt seiner Einschätzung nach vor allem von der Liquiditätsausstattung der Firmen ab. „Fakt ist: In der Aufschwungphase benötigen die Unternehmen zusätzliche finanzielle Mittel“, so Sarafin. „Ob sie wieder schnell Fahrt aufnehmen wird davon abhängen, ob die KfW-Kredite ausreichend Spielraum für den Aufschwung geben, ob zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt werden können, auch in Verbindung mit asset-basierten Finanzierungen und ob die Limitbereitschaft der Kreditversicherer entsprechend den möglichen Geschäften zur Verfügung gestellt wird.“

Die komplette Prognose finden Sie hier. Mehr dazu, wie Unternehmen zu zusätzlicher Liquidität kommen können (auch ohne KfW-Kredite), verraten wir Ihnen hier.