Das mittel- und langfristige politische Risiko in Brasilien ist gestiegen. Zu diesem Schluss kommt die Credendo Group, die das Land im Juli in die schlechteste Kategorie versetzt hat. Auch das Geschäftsrisiko schätzt der Kreditversicherer als sehr hoch ein. Schuld sind die Rezession, der Rückgang der Kreditvergabe an den Privatsektor und die jüngste Währungsabwertung.

Der Abschwung in Brasilien begann mit dem Abflauen des Rohstoffbooms im Jahr 2011, gepaart mit der schwachen externen Nachfrage, vor allem aufgrund des nachlassenden Wachstums in China. Während das brasilianische BIP 2010 noch bei 7,5 Prozent lag, ist es bis 2015 auf 3,8 Prozent gefallen. Durch die sinkenden Konsumausgaben spitzt sich die Lage zu: Zunehmende Arbeitslosigkeit, enttäuschende Lohnerhöhungen, ein ohnehin schon hoher Verschuldungsgrad sowie steigende Zinssätze haben das Vertrauen der privaten Haushalte beeinträchtigt.

Auch die öffentliche Finanzlage verschlechtert sich: Mit der Verschlechterung des Primärsaldos von einem Überschuss von 2,9 Prozent des BIP im Jahr 2011 auf ein Defizit von 1,9 Prozent im Jahr 2015 ist die gesamtstaatliche Verschuldung im selben Zeitraum von rund 61 auf 74 Prozent gestiegen.

Die Negativkrise hält an: Die schwere politische Krise macht die Wiederherstellung des Vertrauens und eine politische Antwort auf die strukturellen Defizite im Land unmöglich. Die politische Stellung der Übergangsregierung von Michel Temer sei ausgesprochen fragil, so Credendo. Das Wahlgericht prüft derzeit, ob Rousseff und Temer Wahlkampfmittel verwendet haben ,die aus Korruption stammen. Zudem dürfte es zunehmend schwierig werden, die für die Verabschiedung von Sparmaßnahmen notwendige Kongressmehrheit zu sichern, da die Wahlen näher rücken und die Unzufriedenheit in der Bevölkerung steigt.

Während die Credendo Group daher mir Herabstufungen des mittel- und langfristigen politischen Risikos und des wirtschaftlichen Risikos reagiert, bleibt das kurzfristige politische Risiko jedoch stabil. Aufgrund der unverändert großen Fremdwährungsbestände sei das Liquiditätsrisiko gering, die Einstufung in Kategorie 2 (von 5) bleibt bestehen.

Die aktuelle Credendo-Einschätzung finden Sie hier, einen ausführlichen Hintergrund gibt es hier.

Weitere Länderberichte: