In Zeiten geopolitischer Unruhen steigen auch die Risiken für Unternehmen. Doch die sind immer weniger bereit, Handelsrisiken auf die eigene Kappe zu nehmen, sondern setzen vermehrt auf Banken. Wann diese auch tatsächlich bereit sind, Risiken in Konfliktregionen abzusichern, berichtet Der Treasurer in einem aktuellen Artikel.

Je unsicherer die politische Situation, umso wichtiger ist es für ein Unternehmen, die Risiken abzusichern. Daher nehme gerade in Konfliktregionen die Nachfrage nach Handels- und Einkaufsfinanzierungen zu, so die beiden Autoren Ute Dewitz und Raphael Dörling von ING Commercial Banking.

Kurzfristig können die Risiken durch Forderungsverkäufe oder den Abschluss von Akkreditiven abgefangen werden. Langfristig bieten sich strukturierte Finanzierungen an, in die Exportagenturen oder private Risikoversicherungen eingebunden werden. Die Konditionen in der Handelsfinanzierung seinen trotz der gestiegenen Risiken attraktiv, ein genereller Anstieg der Konditionen lasse sich noch nicht feststellen, so die beiden Experten.

Doch die Banken schauen genau hin, welche Risiken sie übernehmen wollen. Zudem könne es durch die steigenden Compliance-Anforderungen zu Verzögerungen kommen. Im Zweifel gingen die Banken lieber auf Nummer sicher und lehnten die Verträge ab.

Besser sind die Chancen, wenn die Trade-Finance-Risiken gebündelt werden – als Teil eines großen Portfolios fallen die Risiken eines Krisenlandes weniger ins Gewicht. Verbriefungstechniken beim Forderungsverkauf würden daher auch in der Handelsfinanzierung an Bedeutung gewinnen, so die Autoren. Dafür müsse das Unternehmen allerdings einen globalen Ansatz in der Handels- bzw. Einkaufsfinanzierung fahren.

Hintergrund: Was ist eine Einkaufsfinanzierung?

Die Einkaufsfinanzierung ist ein Instrument zur Generierung von Working Capital. Bei der Einkaufsfinanzierung – oder auch Finetrading genannt – handelt es sich um eine kurzfristige Finanzierungslinie zwischen einem Unternehmen und einem oder mehreren Lieferanten. Der ausgewählte Einkaufsfinanzierer tritt in den Bestellprozess ein, zahlt die Einkäufe umgehend und ermöglicht dem Unternehmer so ein längeres Zahlungsziel.