Europa im Fokus: Trumps Außenpolitik und ihr geopolitisches Echo
Wie wird sich das globale und europäische Wirtschaftswachstum in den kommenden Jahren entwickeln? Das hängt unter anderem von der Zoll-Politik der USA ab. So unberechenbar diese ist, lassen sich doch einige Szenarien bestimmen. Credendo hat einen Ausblick gewagt.
Die Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus verändert die geopolitische Landschaft Europas tiefgreifend – und schneller, als viele Beobachter erwartet haben. Während sich die USA zunehmend aus internationalen Bündnissen zurückziehen und „America First“ zur außenpolitischen Maxime erheben, gerät die Europäische Union wirtschaftlich wie sicherheitspolitisch unter Druck. Was genau das bedeutet, hat Credendo in einem aktuellen Bericht beleuchtet.
Zollspirale in Sicht?
Besonders deutlich zeigt sich der Druck im wiederaufgeflammten Handelsstreit mit den USA, der aktuell droht, in eine Zollspirale zu münden.
So hat Trump der EU erneut mit höheren Zöllen gedroht, sollte Brüssel kein „gutes Angebot“ für einen Handelsdeal unterbreiten. Die Deadline dafür ist gesetzt: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte, eine Einigung solle bis zum 9. Juli 2025 stehen – andernfalls würden beidseitig Strafzölle greifen.
Friedrich Merz äußerte sich zuversichtlich, dass bereits vor Sommer eine Lösung zumindest für strategisch wichtige Branchen (z. B. Automobilindustrie) gelingen könne. Dennoch betont Trump, die EU müsse entweder nachgeben oder „zahlen, was wir sagen“ – ein klares Machtspiel auf transatlantischer Bühne.
Gleichzeitig stellt der Rückzug der USA aus multilateralen Sicherheitsgarantien die Verteidigungsarchitektur Europas auf den Prüfstand. Wie reagiert die EU auf diese tektonischen Verschiebungen – und wie kann sie geopolitisch bestehen, wenn die transatlantische Partnerschaft zu bröckeln beginnt?
Konkrete Auswirkungen auf Europa:
- Fiskal- und Sicherheitsdruck auf EU-Staaten – Da die transatlantischen Sicherheitsgarantien wanken, steigen Verteidigungsausgaben in Europa, um etwa ein zusätzliches Abschreckungspotenzial gegenüber Russland aufzubauen .
- Frage der Geschlossenheit – Credendo hebt hervor, dass die EU eng zusammenhalten und ihre Verteidigungs- und Innovationsfähigkeit stärken muss, um das Defizit amerikanischer Führungsrolle auszugleichen .
- Multipolare Dynamik – Europa könnte in einer instabilen, multipolaren Welt an Einfluss gewinnen – oder Risiken tragen, wenn interne Uneinigkeit besteht .
Zusammenwirken: Geopolitik trifft Handel
Wirtschafts- und Industriesicherheit
Lockere transatlantische Beziehungen führen zu höherer Unsicherheit für europäische Hersteller, insbesondere im Automobil- und Maschinenbau. Strafzölle erhöhen Kosten entlang globaler Lieferketten, was Unternehmen zu Alternativen zwingt – eventuell in Asien oder zurück in den EU-Raum.
Strategische Abhängigkeit & politische Souveränität
Zölle werden zum Machtinstrument. Die EU steht vor der Herausforderung, Handelsautonomie zu wahren, während sie versucht, ihre Abhängigkeit von den USA zu reduzieren – sei es durch eigene Handelsabkommen (z. B. mit UK, Japan, Mercosur) oder stärkere Binnenintegration.
Sicherheitspolitik als Kompensation
Während Handelskonflikte drohen, zwingt Trumps multilateraler Rückzug die EU, in der Verteidigungspolitik eigenständiger zu werden – Stichwort PESCO, strategische Autonomie, EU-Rüstungsagentur. Das könnte mittelfristig die geopolitische Position Europas stärken – aber nur, wenn man zusammenhält.