In der Schweiz wurde die Zinswende eingeläutet: Als erste große Notenbank senkte die Schweizer Nationalbank (SNB) ihre Zinsen. Auch in den USA und der Eurozone werden noch im ersten Halbjahr Zinssenkungen erwartet.

Ende März hat die Schweiz ihren Leitzins von 1,75 auf 1,5 Prozent gesenkt – und damit viele Ökonomen überrascht. Die SNB reagierte mit der ersten Zinssenkung seit 2015 auf die sinkende Inflation. Diese liegt bereits seit Mitte 2023 wieder im Zielbereich der Zentralbank zwischen null und zwei Prozent. Für dieses Jahr rechnet die SNB mit einer Inflationsrate von 1,4 Prozent.

Anhaltend hohe Inflation in den USA

Auch in den USA hatten viele Experten eine Zinssenkung für den März erwartet. Doch hier hält die Notenbank Federal Reserve den Leitzins erst einmal stabil bei einer Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent. Der Zins ist damit so hoch wie seit mehr als zwei Jahrzehnten nicht mehr.

Die Zurückhaltung der Fed hat sicherlich auch mit dem Preisauftrieb zu tun, der sich zuletzt sogar wieder etwas beschleunigt hat. So sind die Verbraucherpreise im Vergleich zum Vorjahr um 3,2 Prozent gestiegen. Die Fed strebt eine Inflation von zwei Prozent an. Dennoch erwarten Beobachter einen ersten Zinsschritt im Juni, gefolgt von zwei weiteren in diesem Jahr, so dass sich der Leitzins bei 4,6 Prozent einpendelt.

Zurückhaltung in der Eurozone

Auch in der Eurozone rechnen Experten mit einer ersten Zinssenkung im Juni. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat bereits angekündigt, dass dann ausreichend Daten vorlägen, um die Lohndynamik ausreichend sicher einschätzen zu können. Bis dahin bleibt der Zinssatz auf seinem aktuellen Niveau von 4,5 Prozent.

Für viele ist die Zurückhaltung der EZB nicht nachvollziehbar. Schließlich sinkt die Inflation, während die Konjunktur schwächelt. Anfang März hat die EZB ihre Inflationsprognose für 2024 sogar nach unten korrigiert: Sie rechnet nun mit 2,3 Prozent statt der zuvor erwarteten 2,7 Prozent. Für 2025 wird eine Rate von 2,0 Prozent prognostiziert.

Gleichzeitig hat sie die Wachstumserwartungen nach unten geschraubt: In der Eurozone werde die Wirtschaft dieses Jahr wohl nur um 0,6 Prozent wachsen, anstatt der im Dezember noch erhofften 0,8 Prozent. Marktbeobachter erwarten daher in diesem Jahr drei bis vier Zinssenkungen der EZB.