Durch die Covid-19-Pandemie ist die öffentliche Verschuldung in neue Rekordhöhen gestiegen. Problematisch ist das vor allem in Ländern mit niedrigem Einkommen.

Mehr öffentliche Ausgaben bei gleichzeitig geringeren Einnahmen: Im Jahr 2020 verschärfte die Covid-19-Krise die bestehende Verschuldungsproblematik – insbesondere in Ländern mit niedrigem Einkommen. Die öffentlichen Schuldenquoten sind nach einem jahrzehntelangen stetigen Wachstum sprunghaft angestiegen. Was das für Auswirkungen hat, hat Credendo in einem aktuellen Bericht beleuchtet.

Im August 2023 waren laut dem IWF die meisten Länder mit niedrigen Einkommen durch ihre Verschuldung gefährdet, wobei bereits 10 Länder in Zahlungsschwierigkeiten waren und 26 Länder ein hohes Risiko hatten, in Zahlungsschwierigkeiten zu geraten.

Obwohl die weltweite Staatsverschuldung (relativ gesehen) immer noch niedriger ist als vor den Schuldenerlassen im Rahmen der HIPC-Initiative Mitte der 1990er Jahre, gibt der steigende Trend Anlass zur Sorge, da ähnliche Werte in Zukunft wieder erreicht werden könnten. In einem komplexen Umfeld mit zahlreichen Gläubigern, geopolitischen Spannungen, hohen Zinssätzen und den rasch verschärfenden Auswirkungen des Klimawandels könnte sich die Lage sogar weiter verschlechtern.

Dabei erfordert die Bewältigung der Anfälligkeit aufgrund von Verschuldung eine neue Herangehensweise, da sich die Struktur der Staatsschulden im letzten Jahrzehnt drastisch verändert hat. Die Inlandsverschuldung gewinnt an Bedeutung, während die Auslandsverschuldung vielfältiger wird. Insbesondere hat das Gewicht der Gläubiger außerhalb des Pariser Clubs (wie China, Indien, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate) und der privaten Gläubiger (Anleihegläubiger und Banken) zugenommen. Der Anteil der privaten Gläubiger ist vor allem in Ländern mit niedrigem und hohem mittleren Einkommen erheblich gestiegen, was diese Länder den veränderten globalen Finanzbedingungen und der Risikowahrnehmung der Anleger aussetzt.

Zusätzlich hat sich die Art der Finanzinstrumente verändert, wobei Anleihen, Konsortialkredite, besicherte Schulden (wie rohstoffgebundene Darlehen des Privatsektors oder bilaterale öffentliche Kredite mit Barsicherheiten) sowie teilweise undurchsichtigere Instrumente (wie versteckte Schulden in Mosambik und Sambia, Swap-Linien der chinesischen Zentralbank) einen wachsenden Anteil ausmachen.

Um mit den abrupt gestiegenen finanziellen Belastungen umzugehen, hat die G20 Initiativen zur Aussetzung des Schuldendienstes (Debt Service Suspension Initiatives, DSSI) für 73 Länder eingeführt, insbesondere für Länder mit niedrigem Einkommen. Von diesen profitierten 48 Länder von einer temporären Aussetzung der Schuldendienstzahlungen gegenüber ihren öffentlichen bilateralen Gläubigern. Da das die Probleme nicht längerfristig lösen kann, haben die G20 den gemeinsamen Rahmen „Common Framework for debt treatments beyond DSSI” beschlossen.

„Fast drei Jahre nach Beginn des Prozesses ist der Common Framework zumindest enttäuschend ausgefallen“, kommentiert Credendo. „Es ist bisher nicht gelungen, die Komplexität und Dauer des Umstrukturierungsprozesses für die förderfähigen Länder zu verringern, und die Beteiligung privater Gläubiger wurde nicht erreicht.“ Der Prozess werde dadurch konterkariert, dass die größten Gläubiger solche außerhalb des Pariser Clubs sind – wie China und private Anleihegläubiger, während der gesamte Prozess des Common Frameworks auf den Praktiken des Pariser Clubs basiert.