Seit einigen Wochen verschärfen die Kreditversicherer ihr Risikoverhalten spürbar. Bei Hinweisen auf verspätete Zahlungen werden die Deckungssummen teilweise sehr rasch nach unten geschraubt oder vollständig gestrichen. Für Unternehmen wird eine gute Finanzkommunikation daher umso wichtiger.

Für die Kreditversicherer ist die Marktlage gerade zwiegespalten: Die Überfälligkeiten nehmen zu, die Insolvenzen steigen, gleichzeitig melden die Versicherer steigende Umsätze und Erträge. So sind zwar laut einer Hochrechnung des GDV die Leistungen der Kreditversicherer 2022 um 45 Prozent auf 914 Millionen Euro gestiegen, doch auch die Beitragseinnahmen haben zugelegt: um 9,5 Prozent auf 2.140 Millionen Euro.

Kreditversicherer reagieren sehr schnell

Doch in den vergangenen Wochen haben die GFL-Experten festgestellt, dass sich in der Risikopolitik eine spürbare Veränderung abzeichnet. „Erhalten die Kreditversicherer Ratenzahlungspläne oder verspätete Hinweise auf Zahlungen, wird nun in der Regel sehr schnell das gesamte Volumen nach unten angepasst oder direkt vollständig aufgehoben“, berichtet GFL-Geschäftsführer Marcus Sarafin. „Das Brisante ist, dass die Informationsquelle dabei vielfach unbedeutend ist, die negative Information schlägt eindeutig durch.“

„Wir können das Verhalten natürlich grundsätzlich nachvollziehen“, so Sarafin mit Blick auf die schwierige Wirtschaftslage in Deutschland. „Überraschend ist trotzdem die Geschwindigkeit der Anpassung: Oft wird ohne nochmaliges Hinterfragen, ob die Daten stimmen, gehandelt.“

Der Kreditversicherungsexperte warnt davor, nicht zu schnell zu agieren, was den Markt durcheinander bringe und den Kunden das Gefühl vermittle, dass sie in schwierigen Zeiten im Regen stehen gelassen werden – obwohl man sich einen Versicherer wünscht, der auch dann einen schützenden Schirm über einen hält.

Finanzkommunikation ist unerlässlich

Unternehmen rät er auf der anderen Seite, ihr Informationsmanagement weiter zu verfestigen. Viele Firmen hätten eine gute und aussagefähige Berichterstattung, aber bei einigen sei die Finanzkommunikation nicht etabliert. Die GFL-Kunden werden daher immer wieder mit Hinweisen versorgt, was bei der Finanzkommunikation aktuell von Bedeutung ist und welche Inhalte wie ergänzt werden sollten.

„Eines ist sicher: nicht zu kommunizieren wird in absehbarer Zeit keine Option sein“, warnt Sarafin. „Denn eine weitere Entwicklung zeichnet sich ab: Wenn der Kreditversicherer keine Daten hat, wird er auch nichts oder nur noch sehr wenige Kreditlimite übernehmen ­– aus meiner Sicht absolut zu Recht.“