Galeria, Reno, die HR Group, Peek&Cloppenburg, Scotch & Soda … im textilen Einzelhandel sind in den vergangenen Monaten zahlreiche bekannte Großunternehmen ins Straucheln gekommen. Allein im März meldeten vier Ketten Insolvenz an.

Die Textilbranche scheint sich in einer Dauerkrise zu befinden: Zuerst ist das Geschäft wegen der Corona-Krise eingebrochen, schon folgte die nächste Flaute, weil die Käufer wegen Inflationssorgen ihr Geld zusammenhalten. Dazu kommen die strukturellen Probleme, mit denen die stationären Händler zu kämpfen haben, wie der Trend zum Online-Shopping oder die Verödung der Innenstädte. Die getrübte Konsumlaune bekommen jedoch auch die Online-Händler zu spüren. So musste etwa der Modehändler Zalando 2022 einen deutlichen Gewinnrückgang im Vergleich zum Vorjahr hinnehmen.

Wie „Capital“ berichtet, haben 2022 in Deutschland 102 Händler und Hersteller von Textilien ein Insolvenzverfahren beantragt. Jüngst machte die Bekleidungsmarke Scotch&Soda Schlagezeilen, weil sie in den Niederlande Insolvenz angemeldet hat. „Ernsthafte Cashflow-Probleme“ seien der Grund.

Zuvor hatte der Osnabrücker Schuhhändler Reno Ende März Insolvenz angemeldet. Betroffen seien vorerst nur die Filialen in Deutschland. Insgesamt betreibt die Kette 180 Filialen mit 1000 Mitarbeitenden. Ebenfalls im März beantragte die norddeutsche Kette Schuhkay ein Insolvenz-Schutzschirmverfahren.

Anfang März musste auch Peek&Cloppenburg Insolvenz anmelden. Deutschlands größter Modehändler mit Sitz in Düsseldorf beschäftigt 7000 Mitarbeitende in 67 Filialen. Die Wellen schlug im vergangenen Monat allerdings die Pleite des Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof. 47 der 129 Warenhäuser müssen nun schließen, Tausende Beschäftigte verlieren ihre Jobs. Die GFL-Experten rechnen damit, dass der Trend noch nicht gebrochen ist und weitere Insolvenzen auf die Branche zukommen werden.

Dass die Luft dünner wird, zeigt auch der allgemeine Trend: So ist die Zahl der Insolvenzen über alle Branchen hinweg im März deutlich gestiegen. Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung meldete ein Plus von 24 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch im Vergleich zum Vormonat haben die Insolvenzen angezogen – im Februar lagen die Zahlen noch 15 Prozent darunter.