Die Wirtschaft der Türkei zeigt sich sehr widerstandsfähig, doch die hohe Inflation sowie die unorthodoxe Geldpolitik machen ihr zu schaffen. Das zeigt der aktuelle Länderbericht der Credendo Group. Im Vorfeld der Wahlen im Juni 2023 seien jedoch weitere Fördermaßnahmen zu erwarten.

Das BIP-Wachstum in der Türkei zeigt sich sehr robust, doch der Wirtschaft drohen einige Risiken. Bislang konnte sie von der positiven Auslandsnachfrage, insbesondere aus der EU, und einer starken Nachfrage aus dem Nahen Osten und Nordafrika profitieren. Doch die EU leidet unter der Energiekrise, was zu einem Rückgang der türkischen Exporte führen könnte.

Die Binnennachfrage könnte bis zu den Wahlen nochmals zulegen. Denn bis dahin werden neue Fördermaßnahmen wie das kürzlich angekündigte Wohnbauprojekt erwartet. Nach den Wahlen im Juni erwarten die Experten jedoch eine Rücknahme der Maßnahmen. Zudem leidet die Binnennachfrage unter den hohen Lebenshaltungskosten.

Denn die Inflation geht über das hinaus, was aktuell auf der ganzen Welt zu beobachten ist. Sie wird zudem getrieben von der kontinuierlichen Abwertung der Lira sowie der unorthodoxen Geldpolitik. Die Zentralbank habe den Zinssatz 2022 dreimal gesenkt, während die Inflation im Jahresvergleich auf über 80 Prozent angewachsen ist – ein seit den 90er Jahren nicht mehr gesehener Höchststand, schreibt Credendo.

Zudem bleibe der durchschnittliche Zinssatz für kommerzielle Kredite unverändert niedrig, da Banken sanktioniert werden, wenn sie Kredite mit hohen Zinssätzen vergeben. Aufgrund des schwierigen Kreditzugangs für den Privatsektor, der drastischen Abwertung der türkischen Lira und der hohen Inflation stuft Credendo das Geschäftsrisiko daher in die schlechteste Kategorie G/G ein.

GFL-Geschäftsführer sieht die Entwicklung aufgrund der zahlreichen Handelsbeziehungen in die anderen EU-Länder sehr kritisch: „Das Land hatte so viele geschäftliche Verbindungen, die durch die wirtschaftliche Entwicklung und den Verfall der Lira immer mehr in den Abgrund rutschen. Aus den politischen Irrungen dieser Zeit bleibt abzuwarten, was die politische Führung noch alles unternimmt, um die Wähler bei Laune zu halten. Die Folgen sind nicht abzusehen.“