Chinas Tempo beim Wachstum lässt nach und könnte in nächster Zeit noch einmal deutlich gedrosselt werden: die Kohleknappheit, strenge Regulierungen ausländischer Firmen, selbst die Evergrande-Schieflage könnten der Wirtschaft empfindlich schaden. Für Ex- und Importeure bedeutet das, Alternativen zu suchen, und mangelnde Erfahrungen durch einen kompetenten Partner auszugleichen.

In China wird der Strom knapp: In der Nähe von Shanghai mussten daher schon etliche Stahlwerke dicht machen, im nahen Zhejiang wurden 160 energieintensive Unternehmen geschlossen, bei Unternehmen wie Tesla und Apple ist bereits stundenweise das Licht ausgegangen. China leidet unter einer Kohleknappheit. Grund ist vor allem die neue Klimapolitik der Regierung, die strikte Vorgaben erlassen hat, um die Emissionen zu reduzieren. Zudem boykottiert das Land der Mitte Kohleimporte aus Australien.

Es ist nicht die einzige Stellschraube, an der Peking aktuell dreht, und vor allem ausländischen Firmen zeigt: China ist auf den Westen nicht mehr angewiesen. Unternehmen aus Übersee werden zunehmend reguliert. So setzt Peking zunehmend auf eigene Produktionsstandards, sodass Exporte aus deutschen und europäischen Fabriken keinen Zugang mehr zum chinesischen Markt haben. So wird der Druck erhöht, die Produktion direkt in China anzusiedeln.

Neue Märkte für deutsche Unternehmen

Da Deutschlands Wirtschaft extrem eng mit China verbunden ist, werden Im- und Exporteure den Sinneswandel der Volksrepublik am deutlichsten zu spüren bekommen. „Exporteure werden sich zwangsläufig verstärkt andere Märkte suchen müssen“, ist sich GFL-Geschäftsführer Marcus Sarafin sicher. Vor allem andere asiatische Länder wie Vietnam, Indonesien oder Indien werden wohl an Bedeutung gewinnen. „Mit den Voraussetzungen in diesen Ländern haben deutsche Exporteure allerdings meist weniger Erfahrungen. Es fehlen die Zahlungserfahrungen oder der Umgang mit dem Inkasso. Damit steigt das Risiko, Forderungsausfälle zu erleiden, oder zumindest dem Geld hinterherzulaufen“, warnt Sarafin.

Das internationale Netzwerk CREDEA kann dabei von unschätzbarem Vorteil sein. „Über die engen Kontakte in fast alle asiatischen Länder, haben wir die Möglichkeit, auch hier Recherchen zu betreiben, Deckungen zur Verfügung zu stellen und Inkassoaktivitäten zu organisieren. Ohne professionelle Unterstützung kann man schnell viele Fehler machen und Geld verlieren.“

Wandel auch im Import

Doch nicht nur Exporteure, auch der Import wird den Wandel der chinesischen Wirtschaft sicherlich zu spüren bekommen: Wenn China deutschen Unternehmen nicht mehr in dem bisherigen Ausmaß seine Produkte verkauft, werden die sowieso schon problematischen Lieferketten noch mehr gestört. „Wir beobachten aktuell, dass händeringend Alternativen gesucht werden. Damit beginnt ein Run auf die anderen bestehenden Kapazitäten, was automatisch zu hohen Preisen und speziellen Zahlungsbedingungen führt.“

Heute würden in der Regel 10 bis 30 Prozent Vorkasse geleistet, weiß Sarafin. Das könnte bald auf 50 Prozent und mehr steigen. „Da braucht es dann eine ausgesprochen gute Liquidität, um hier mitbieten und einkaufen zu können. Ich sehe damit erhöhten Bedarf an Sonderlinien und an zusätzlichen Einkaufsfinanzierungen, um den Bedarf für das eigene Geschäftsmodell decken zu können.“

Das Angebot in diesem Bereich sei aktuell gut: „Glücklicherweise sehen wir gerade verschiedenste Optionen im Bereich Sonderlinien und Einkaufsfinanzierungen. Aber Unternehmen sollten das dennoch frühzeitig strukturieren, denn auch hier gibt es, wie überall, Kapazitätsbegrenzungen.“