Die marokkanische Wirtschaft entwickelt sich robust und lässt die meisten anderen ölimportierenden Länder der Region hinter sich. Gestützt wird die makroökonomische Stabilität von Wirtschaftsreformen und einer Haushaltskonsolidierung. Wie Credendo im aktuellen „Risk Insight“ berichtet, sind anhaltende Proteste jedoch ein Risiko für die politische Stabilität.

Seit 2011 lag die Wachstumsrate im Schnitt bei 3,6 Prozent. Auch in den kommenden Jahren dürfte sie nach Einschätzung der Credendo Group auf diesem Niveau bleiben. Wichtige Reformen, die Konsolidierung der öffentlichen Finanzen und große Infrastrukturprogramme wie ein neuer Hafen oder eine Hochgeschwindigkeitsbahntrasse haben das  Wachstum gestützt.

Die wirtschaftlichen Reformen wurden aus der Notwendigkeit heraus angestoßen, die öffentliche Finanzlage zu verbessern. Von 2009 an stieg das Haushaltsdefizit in vier aufeinanderfolgenden Jahren, womit die Staatsschulden auf 56,5 Prozent des BIP anwuchsen. Seitdem wurde das Haushaltsdefizit langsam zurückgeführt.

Einige tieferliegende Probleme seien allerdings noch nicht beseitigt. Die seit 2016 immer wieder aufflammenden Proteste seien hierfür symptomatisch, so die Experten. Die Proteste richten sich gegen die hohe wahrgenommene Korruption, die hohe Arbeitslosenquote und Polizeigewalt, sowie gegen Verzögerungen bei Investitionsprojekten in den ärmeren Regionen des Landes. So sind die Proteste in den armen Regionen am stärksten.

Seit April 2018 haben sich die Proteste auf eine breite, in den sozialen Medien gestartete Boykottkampagne verlagert, die sich gegen steigende Lebenshaltungskosten richtet. Dabei geht es vor allem um drei Marken, die alle mit marokkanischen Politikern und Regierungsmitgliedern verbunden sind.

Credendo stuft das mittel- bis langfristige politische Risiko damit in Kategorie 3 von 7 ein. Obwohl der Druck auf die Liquiditätsposition Marokkos seit 2012 zugenommen hat – der Anteil der kurzfristigen Schulden hat zugenommen, zudem gerieten die Währungsreserven unter Druck – stuft der Kreditversicherer das kurzfristige politische Risiko nach wie vor in Kategorie 2 ein.

Die HIntergründe zu den Entscheidungen können Sie hier nachlesen.