Coface Deutschland hat eine Publikation veröffentlicht, indem sie die Zahl und die Gründe der Insolvenzen in Deutschland und Frankreich gegenüberstellt. Im Ergebnis schneidet Deutschland besser ab als Frankreich.

Grundsätzlich nimmt die Zahl der Insolvenzen ab (- 1,8 % zwischen September 2011 und August 2012), jedoch nehmen die Kosten der Insolvenzen (+ 17 %) und der Stellenabbau (+3,3 %) seit dem Frühjahr zu.Seit 2005 laufen die Kurven der Insolvenzen in beiden Ländern entgegengesetzt. In Deutschland meldeten 2011
30 099 Unternehmen Insolvenz an, in Frankreich 50 485. Dies stellt einen Unterschied von fast 40 % da. Als Gründe kommen, aus Sicht von Coface, vor allem drei strukturelle in Betracht: die deutsche Insolvenzordnung, die Finanzierung und die Struktur deutscher Unternehmen.
Die französische Insolvenzordnung hat das primäre Ziel das Unternehmen fortzuführen, der Gläubigerschutz tritt in den Hintergrund. Die deutsche Insolvenzordnung hingegen verschafft den Gläubigern eine starke Rechtsposition. Folglich sind Insolvenzen in Deutschland meist kostspieliger und gesellschaftsrechtlich schwieriger als die französischen. Zudem stellt das deutsche Insolvenzrecht Not leidende Unternehmen deutlich schlechter da, als das die Franzosen handhaben. Mithin könnten deutsche Manager zu größter kaufmännischer Vorsicht gebracht werden.

Als zweiter Grund werden die finanzielle Stärke und die gute Struktur deutscher Unternehmen genannt. Eine gute Eigenkapitalquote führt zur guten finanziellen Situation deutscher Unternehmen. Als weiterer Grund kommen die hohen Rücklagen deutscher Unternehmen in Betracht, die bei 21, 7% der Bilanzsumme liegt, während sie in Frankreich lediglich bei 6, 7 % liegt. Mithin haben sich deutsche Unternehmen vom Fremdkapital unabhängig gemacht, was sie gleichzeitig auch weniger krisenanfällig macht. In Frankreich hingegen nahm die Selbstfinanzierungsquote seit 1999 um ca. 40 % ab, wodurch die Firmenverschuldung und die Abhängigkeit von Banken anstiegen.

Als dritter Grund wird die gute Möglichkeit zur Fremdfinanzierung (u.a. Darlehen, Emission von Wertpapieren und Handelskredite) in Deutschland genannt. Diese hat auch die Pleite der Lehmann Brothers gut überstanden. Das Gesamtvolumen der zur Fremdfinanzierung bereitgestellten externen Finanzmittel nahm in Deutschland zwischen Aug. 2007 und 2009 um ca. 30 % ab. In Frankreich war ein Verlust von fast 90 % zu verzeichnen. Zudem fand in Deutschland keine grundlegende Änderung des Systems der Fremdfinanzierung statt. Nach der Pleite von Lehmann Brother entstand in Frankreich eine Kreditklemme, die vor allem kleine und mittelgroße Unternehmen schwer traf. Den Versuch diese Kreditklemme durch die Emission von Wertpapieren und Schuldverschreibungen zu überwinden war für sie nicht möglich, da sie diese nicht ausgeben konnten. Als weiterer wichtiger Grund dieser unterschiedlichen Entwicklung der Länder wird das deutsche Bankensystem angegeben. In Deutschland teilen sich Sparkassen und Kreditgenossenschaften (22 % Marktanteil) mit Privat-und Mittelstandskunden den Markt. Die lokale Verankerung und die eher kleine Firmengröße der Sparkassen führen zu einer guten Beziehung zwischen den Kunden und ihrer Bank, was sich auch positiv auf finanzielle Schwierigkeiten der Unternehmen auswirkt. Einen Rückgang der Kredite durch die Privat- und Geschäftsbanken konnten aufgrund des deutschen Bankensystems von den Sparkassen und Genossenschaftsbanken aufgefangen werden.

Trotz des guten Ergebnisses der deutschen Unternehmen sind diese vor einem Anstieg der Insolvenzen nicht gewahrt. Historisch gesehen sind die Zahlen der Insolvenzen in Deutschland abhängig vom Export. Mithin kann ein Rückgang des Exports zu einem Anstieg der Insolvenzen in Deutschland führen.

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