Insolvenz von Bosswerk: Solarbranche im Zwiespalt
Solarenergie boomt und trotzdem ist die deutsche Solarbranche am Boden. Mit Bosswerk, einem bekannten Hersteller von Solaranlagen, hat gerade der nächste Branchenprimus Insolvenz angemeldet. Wie kann das sein?
Bosswerk, das Unternehmen mit Sitz in Nettetal, hat Ende Juni den Insolvenzantrag gestellt. Unter der Marke GreenAkku hat es hauptsächlich Balkon-Solaranlagen, Wechselrichter, Stromspeicher und andere Technologien vertrieben.
Solar boomt, Branche kriselt
Es ist nur eines von vielen Anzeichen der europäischen Solarkrise: Mitte Juli hatte Europas Marktführer SMA Solar eine Gewinnwarnung herausgegeben. Meyer Burger und Solarwatt wollen ihre deutschen Modulwerke schließen. So steht das Werk von Meyer Burger in Freiberg bereits seit März diesen Jahres still, 400 Mitarbeiter wurden zum 1. April entlassen bzw. ihre Verträge wurden nicht verlängert. Auch Solarfabriken wie Heckert und Solarwatt sehen sich bedroht. Und auch Deutschlands letzter großer Solarglas-Hersteller, die Glasmanufaktur Brandenburg, steht möglicherweise vor dem Aus.
Gleichzeitig präsentiert die Solarbranche fantastische Zahlen: Über eine Million verkaufte Solarsysteme im Jahr 2023, insgesamt rund 30 Milliarden Euro Umsatz. Und das soll so weitergehen: Der Bundesverband der deutschen Solarwirtschaft rechnet für dieses Jahr mit einem zweistelligen Plus. Zwar stagniert die Nachfrage der Privatkunden gerade – allerdings auf hohem Niveau: Wie die Tagesschau berichtet, wurden allein in den ersten vier Monaten des Jahres auf deutschen Privathäusern genug Paneele errichtet, um – bei idealen Wetterbedingungen – zwei Atomkraftwerke zu ersetzen.
Dazu kommt die steigende Nachfrage der Unternehmen: So haben sich die neuen Paneele auf Unternehmensgebäuden im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verdoppelt.
Wo liegt also das Problem?
Das Problem ist schnell zusammengefasst: Die deutschen Unternehmen profitieren nicht vom Boom der Branche. Sie leiden massiv unter dem starken Anstieg der chinesischen Produktionsüberkapazitäten und unter den von Indien und den USA verhängten Handelsbeschränkungen. So geht die Energieberatung „Strategy&“ der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC davon aus, dass 94 Prozent aller Solarpaneele aus dem südostasiatischen Raum kommen. Was für die Kunden eine gute Nachricht ist, ist für die deutschen Hersteller verheerend: Auf dem chinesischem Markt herrscht solch ein Verdrängungswettbewerb, dass Unternehmen gezwungen sind, Paneele unter Marktwert zu verkaufen.
„Prioritäten anders setzen“
Die Hersteller fordern daher von der Politik Maßnahmen, um bessere Wettbewerbsbedingungen herzustellen. GFL-Geschäftsführer Marcus Sarafin schließt sich diesen Forderungen an: „Wenn sich die großen Hersteller aus Deutschland verabschieden, wird die Abhängigkeit noch massiver – von China und – in geringerem Ausmaß – den USA (und das in Aussicht auf Trump). Aus meiner Sicht muss Deutschland Standortpolitik betreiben. Fakt ist, es gibt schon lange einen Wettbewerb zwischen den Ländern um Ansiedlungen großer Wirtschaftsunternehmen; unterstützt durch Subventionen und Steuervergünstigungen. Deutschland muss mitmachen in diesem Wettbewerb! Wir müssen wieder die Prioritäten anders setzen, denn gerade das wäre die Chance dieser Regierung, Pfeiler für die Zukunft zu setzen in Sachen Sicherheit, wirtschaftliche Prosperität, Stärkung der Demokratie und Klimaschutz.“
Für europäische Unternehmen bedeutet das Kriseln ganzer Branchen, dass auch das eigene Risiko von Zahlungsausfällen steigen könnte. Wenn Sie erfahren möchten, wie Sie sich davor schützen können, finden Sie weitere Informationen hier auf unserer Homepage.