Einen Weg durch den Dschungel an Fördermitteln ebnen – das ist eine der Kernkompetenzen des Beratungshauses „Rüddenklau & Partner“. Welche Herausforderungen es dabei gibt und wie dem Team künstliche Intelligenz hilft, verrät der Unternehmens- und Finanzstrukturberater Marcus Kriegel im GFL-Interview.

GFL: Ihr Beratungshaus ist seit 20 Jahren am Markt. Seit wann befassen Sie sich mit dem Thema „Förderungen“ und wie ist es dazu gekommen?

Kriegel: Wir befassen uns in unserem Beratungsalltag mit der Kapitalbeschaffung und Finanzierung von Investitionen und Unternehmenskäufen. Wir haben uns von Beginn unserer Unternehmenstätigkeit an mit der Förderung von Unternehmensfinanzierungen beschäftigt. Denn Zuschüsse, Bürgschaften und stille Beteiligungen sind durchaus wichtige Finanzierungs-Bausteine bei Investitionen im Bereich des Anlagevermögens. Nicht selten haben sie einen deutlichen Hebeleffekt und machen die Sicherstellung der Gesamtfinanzierung überhaupt erst möglich.

GFL: Sie haben Ihr Portfolio in diesem Jahr um eine software-basierte Fördermittelrecherche ergänzt. Auch der Bund bietet eine öffentliche Fördermitteldatenbank – was ist der Mehrwert von Ihrer Software?

Kriegel: Auch die Fördermitteldatenbank des Bundes ist sehr umfassend, bietet aber nicht die Übersichtlichkeit an Fördermöglichkeiten unseres Expertensystems. Dieses umfasst mehr als 3000 verschiedene Förderprogramme – auch von Kommunen und privaten Investoren. Zudem muss man in der öffentlichen Datenbank sehr viel suchen. Unsere Software ist hingegen ein intelligentes Werkzeug, das durch präzise Fragen schnell die passenden Programme herausfiltert. Als künstliche Intelligenz berücksichtigt sie bei der Recherche auch alle aktuellen Programm- und Richtlinienänderungen – von denen es rund 60 bis 80 im Monat gibt, die regelmäßig durch Updates eingepflegt werden. Aus den beantworteten Fragen des Anwenders erstellen wir eine komprimierte Ergebnisliste, die alle möglichen Förderprogramme samt Fördervolumen, Zuwendungsart und Fristen enthält. Trotz der vielen Details wird damit die Suchzeit für die Ermittlung der Fakten auf 30 bis 45 Minuten minimiert.

GFL: Was sind die Herausforderungen, mit denen sich Mittelständler konfrontiert sehen, wenn sie nach Förderungen suchen?

Kriegel: Oft fehlt das Wissen über die Möglichkeiten, aber auch die enorme Vielfalt und die Komplexität beim Mittelabruf können hohe Hürden bilden. Die Suche nach den passenden Förderungen ist mit Hilfe der einschlägigen Internetportale oft zeitintensiv. Den Unternehmen blieb bisher nur die Möglichkeit sich mit Zufallstreffern oder kostenintensiven eigenen Fachabteilungen abzufinden. Ein menschlicher Experte wäre wegen dieser Komplexität der Förderlandschaft nicht in der Lage, eine solche Leistung zu erbringen. Genau die passenden Fördermittel zu finden, die dann auch noch kombinierbar sind, ist eine komplexe Herausforderung.

GFL: Die Ihre Software aber auch nicht alleine leisten kann …

Kriegel: Nein. Sie hat zwar eine deutlich größere Vielfalt und Übersichtlichkeit -, aber ohne entsprechende Expertise scheitert häufig die erfolgreiche Realisierung. Wir schauen uns zum Beispiel die Richtlinien genau an und treten mit der Fördermittelstelle in Kontakt, wenn es um Detailfragen und die Umsetzung geht.

GFL: In welchen Investitionsbereichen werden aktuell besonders viele Fördermittel angeboten und gibt es Branchen, in denen eine Förderung von vornherein ausgeschlossen ist?

Kriegel: Ein Förderschwerpunkt von EU, Bund und Ländern ist zum Beispiel die Förderung von strukturschwachen Regionen. Diese förderungswürdigen Regionen in den sogenannten Gebieten der Gemeinschaftsaufgabe umfassen etwa die Hälfte der Fläche der Bundesrepublik. Dazu gehören unter anderem die neuen Bundesländer, ländliche Regionen und das Ruhrgebiet. Besonders für das produzierende Gewerbe und bestimmte Dienstleistungen gibt es hier eine sehr gute Fördermittelkulisse mit attraktiven Zuschussförderungen. Branchen, die meist von Förderungen ausgeschlossen sind, sind etwa die Rüstungsindustrie oder der Straßengüterverkehr.

GFL: Sie finden auch bei außergewöhnlichen Vorhaben passende Förderungen. Können Sie uns dafür ein Beispiel nennen?

Kriegel: Wir begleiten seit einigen Jahren ein Unternehmen im Bereich Baustoffrecycling. Hier fällt naturgemäß einiges an LKW-Transporten an. Auf dem Gelände befindet sich jedoch auch ein stillgelegtes Bahngleis. Bei unserer Förderanalyse konnten wir ein Förderprogramm zur Reaktivierung von Gleisanschlüssen mit einer maximalen Zuschussmöglichkeit von 80 Prozent ausfindig machen. Wir haben die Wirtschaftlichkeit durchgerechnet und sind gemeinsam mit dem Unternehmen zu dem Ergebnis gekommen, dass dieses Vorhaben realisiert werden sollte. Momentan sind wir hier in der Antragsphase und werden dadurch bald viele Tonnen an Baustoffen von der Straße auf die Schiene bringen.

GFL: Wenn die passende Förderung gefunden ist – ist Ihre Arbeit dann beendet oder helfen Sie auch bei der Beantragung etc. weiter?

Kriegel: Wir unterstützen natürlich auch dabei. Gerade im inhabergeführten Mittelstand ist es wichtig, dass sich die Unternehmer auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können. Und dazu gehört nun einmal nicht die Beantragung von Fördermitteln. Zudem ist die Antragstellung oftmals sehr komplex. Wir unterstützen den Mittelstand während des gesamten Prozesses – von der anfänglichen Recherche über die Kommunikation mit den Fördermittelgebern und Banken bis hin zur Umsetzung. Dabei erstellen wir in den meisten Fällen auch den Businessplan mit integrierter Finanzplanung.

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