Es ist der bisher wohl größte Raub von Kryptowährungen in der jungen Geschichte der alternativen Zahlungsmittel: Ein Hacker hat 600 Millionen Dollar über die Plattform Poly Network entwendet – und danach fast alles wieder zurückgegeben. Was sollte das?

Die Nachricht wurde über Twitter verbreitet: Die Kryptobörse Poly Network teilte mit, Opfer eines massiven Hackerangriffs geworden zu sein. Wie das funktionierte, erklärt nun etwa die Süddeutsche Zeitung: Dem Hacker sei es gelungen, als vertrauenswürdige Instanz beliebige Transaktionen über verschiedene Blockchains zu verifizieren. Für den Laien heißt das soviel wie: Er hat sich Geld überwiesen, ohne dass die Bank zustimmen musste.

Doch anstatt das Geld beiseite zu schaffen, begann der Hacker eine recht philosophische Unterhaltung mit den Betreibern der Kryptobörse. Er selbst bezeichnet sich als sogenannter „White Hat“ – ein Hacker, der durch seine Beutezüge auf Schwachstellen in Systemen aufmerksam machen will. Ökonomische Ziele streitet er ab: Er sei durch Kryptowährungen bereits reich geworden.

Einige Experten bezweifeln jedoch die hehren Motive. Denn normalerweise erbeuten White Hats keine Summen in solch einer Größenordnung. So könnte der Hacker auch einfach auf Probleme gestoßen sein, als er das Geld in eine reale Währung umtauschen wollte. Falls sein Ziel tatsächlich das Aufdecken der Sicherheitslücke gewesen sein sollte, hat er es nun allerdings erreicht: Die Plattform teilte nun mit, alle Lücken geschlossen zu haben.

GFL-Experte Fabian Sarafin warnt davor, zu unbedacht mit solchen Angriffen umzugehen: „Man sieht an diesem Beispiel deutlich, welche Rolle heute Hackerangriffe einnehmen und welche Gefahr hiervon ausgeht. Das betrifft nicht nur Unternehmen, sondern auch uns als Privatperson.“