Für viele Unternehmen hat die Corona-Krise Liquiditätsengpässe mit sich gebracht. Eine Lösung kann da „Supply Chain Finance“ bieten. Doch ist diese Art der Finanzierung in Unternehmen überhaupt bekannt? Warum wird sie genutzt – oder auch nicht? Das hat das Fachmagazin „Der Treasurer“ nun in einer Studie untersucht.

Die Lage ist schwierig: Mit Liquiditätsengpässen aufgrund der Pandemie haben drei Viertel der befragten Unternehmen zu kämpfen. Doch die Wege, wie die Firmen damit umgehen, sind sehr unterschiedlich: Kleine Unternehmen setzen vor allem auf Förderhilfen, große optimieren vor allem die Transparenz und den Forecast des Cashflows.

Viele Unternehmen sind aber nicht nur auf ihre eigene Finanzierung bedacht, sondern wollen auch ihre Lieferketten sichern – schließlich kann der Ausfall von Lieferanten eine Firma hart treffen. Deshalb sind klassische Mittel wie das Verlängern von Zahlungszielen oftmals keine Option, da sie für kleinere Lieferanten das Aus bedeuten können. Die Umfrage des Treasurers zeigt allerdings, dass die Krise bei rund der Hälfte der Unternehmen Schwachstellen in der Lieferkettenfinanzierung aufgezeigt hat.

Auch hier unterscheidet sich die Lage stark zwischen großen und kleinen Unternehmen: Fast die Hälfte der umsatzstärksten Firmen nutzt diese Art der Finanzierung, bei KMU sind es deutlich weniger. Da spielt vielleicht auch rein, dass eine Umsetzung Zeit braucht. Schließlich geht es bei Supply Chain Finance darum, entlang der klassischen Lieferkette – Einkauf, Produktion, Distribution – alle Geld-, Finanztransaktions- und Informationsflüsse zu koordinieren.

Zudem gibt es ein paar Voraussetzungen: Wer Supply Chain Finance mit einem Fintech, statt einer Bank, umsetzen will, muss über einen gewissen Digitalisierungsgrad verfügen. Zudem sollte es eine Vernetzung zwischen den einzelnen Unternehmensbereichen geben, da sowohl das Treasury, als auch die Bereiche Einkauf, Buchhaltung und IT eingebunden werden müssen.

Viele Unternehmen haben die Chance dieser Finanzierung jedoch erkannt: Für 35 Prozent der Befragten ist Supply Chain Finance interessant. Bei den kleinen Firmen ist das Interesse sogar noch größer – obwohl hier erst sieben Prozent damit arbeiten, erwägt gut die Hälfte es einzuführen.

Dazu trägt sicherlich auch bei, dass die Erfahrungen bei den Unternehmen, die Supply Chain Finance bereits eingeführt haben, überwiegend positiv ist. 34 Prozent sind sehr zufrieden damit, bei 59 Prozent wurden die Erwartungen immerhin erfüllt. Für sie stehen die Verbesserung des eigenen Cashflows sowie die Unterstützung und die Absicherung der Lieferkette im Vordergrund. Kritik gibt es allerdings an den langen Einführungszeiten und dem aufwändigen Onboarding-Prozess. 9 Prozent der Unternehmen zeigen sich enttäuscht, weil die Lieferanten nicht mitgezogen haben.

Bei den meisten überwiegen jedoch die Vorteile. So sehen die Befragten die großen Chancen vor allem bei der Working-Capital-Optimierung bzw. verlängerten Zahlungszielen (75 Prozent), in der Liquiditätssicherung (60 Prozent) und in der Absicherung der Lieferkette (46 Prozent).