Die politischen Risiken in Europa steigen. Nach einem Index des Kreditversicherer Coface sind die Risiken in Griechenland und Italien am höchsten, doch auch in Frankreich oder Deutschland steigen die Risiken an. Das politische Risiko hat auch Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum: Coface rechnet damit, dass allein die Wahl von Donald Trump die europäische Wirtschaft zwei Prozentpunkte an Wachstum kosten wird.

Mit der Entscheidung für den Brexit in Großbritannien ist das politische Risiko in Europa gestiegen. Es ist nicht die letzte wichtige Entscheidung, die in diesem und nächsten Jahr ansteht: Auch das Referendum in Italien, die dritten Parlamentswahlen in Spanien innerhalb eines Jahres, die Präsidentenwahl in Frankreich und die Bundestagswahl in Deutschland können das politische Risiko beeinflussen.

Um einschätzen zu können, wie sich die veränderten Risiken auf Wirtschaftswachstum, Investitionen und Verbraucherzuversicht auswirken, hat Coface einen neuen Index für politische Risiken entwickelt. Dieser Index berücksichtigt Faktoren wie Arbeitslosenquoten, Einkommensunterschiede oder die strukturelle Finanzlage des Staatssektors, aber auch Phänomene wie Euroskepsis, die Einstellung zur Einwandererfrage, die Fragmentierung der Parteienlandschaft oder Korruption.

Dieser Index ist in den vergangenen zehn Jahren gestiegen, wobei er seinen bisherigen Höhepunkt 2013 während der Staatsschuldenkrise erreicht hat. Griechenland und Italien sind die Länder mit dem höchsten Risiko und dem höchsten Anstieg des Risikowertes. Sowohl Deutschland als auch Frankreich verzeichnen weniger starke Anstiege, obwohl auch hier das Risiko zugenommen hat.

Die politischen Risiken wirken sich meist auf das Wirtschaftswachstum aus: Größere Marktvolatilität beeinflusst die Finanzierungsbedingungen und -kosten für die Wirtschaft und die Zuversicht der Verbraucher und Unternehmen, woraus sich eine Investitions- oder Sparneigung ergibt.

Im Falle eines großen politischen Schocks erwartet Coface daher direkte Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum: In Großbritannien eine Einbuße von -0,5 Punkten (bisherige Prognose: 0,9 % in 2017), in Deutschland -0,4 bis -0,5 Punkte (bisher: 1,7 %), in Frankreich -0,7 Punkte (bisher: 1,3 %), in Italien -0,2 Punkte (bisher: 1 %) und in Spanien -1,2 Punkte (bisher: 2,3 %).

Auch die Wahl von Donald Trump könnte sich als solch ein Schock herausstellen. Falls es zu anhaltenden Turbulenzen auf den Finanzmärkten käme, würde Europa nach einem Jahr effektiv zwei Prozentpunkte an Wachstum verlieren – die Vereinigten Staaten hingegen nur 1,5 Punkte, so die Coface-Prognose. Die Heftigkeit der Schockwelle zeige die systemische Bedeutung der USA für die Weltwirtschaft, so der Kreditversicherer.

Die Meldung und die komplette Studie (auf englisch) gibt es hier.

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