Krise der Stahlindustrie: Preise fallen weiter
Die globalen Stahlpreise stehen unter Druck. Ein Grund dafür ist Chinas Immobilienkrise. Eine Erholung wird in den kommenden Monaten nicht erwartet.
In China wird weniger gebaut. Der Trend, der in den Jahren 2022 und 2023 bereits zu beobachten war, hat sich auch im ersten Halbjahr 2024 fortgesetzt. Wie die Credendo Group in einer aktuellen Analyse zeigt, hat der Rückgang auf dem chinesischen Immobilienmarkt die globalen Preise für Stahl und Eisenerz stark belastet.
Die nachlassende Bauaktivität habe zu einem Überangebot führte, das an ähnliche Entwicklungen in den Jahren 2008 und 2015 erinnert.
Die Eisenerzpreise, die für die Stahlproduktion entscheidend sind, sind ebenfalls gefallen und liegen nun unter 100 USD pro Tonne. Infolgedessen haben sich die Lieferungen aus Australien und Brasilien verlangsamt: Die Bergbauunternehmen drosseln ihre Produktion, um einen drastischen Preisverfall zu vermeiden.
Umsatzeinbruch in der Stahlindustrie
Wie Zahlen der Wirtschaftsvereinigung Stahl zeigen, sind die Umsätze der deutschen Stahlbranche im ersten Quartal des Jahres weiter eingebrochen: Im Gegensatz zum Vorjahr verzeichneten die Unternehmen ein Minus von knapp 15 Prozent. Die Stimmung ist dementsprechend schlecht: Der ifo-Geschäftsklimaindex verzeichnete ein Minus von 34 Prozent.
Allerdings trifft der Preisverfall nicht die gesamte Metallindustrie. Einige Metalle wie Kupfer und Aluminium zeigen, entgegen dem allgemeinen Trend, steigende Preise. Nickel hat sich seit Anfang 2024 stabilisiert, obwohl die Preise im Vergleich zum Vorjahr gesunken sind.
Krise verschärft Protektionismus
Um ihr Überangebot abzubauen, haben chinesische Stahlhersteller den internationalen Markt ins Visier genommen, was im ersten Halbjahr 2024 zu den höchsten Exportwerten seit acht Jahren führte, wie Credendo berichtet.
Diese Entwicklungen haben in vielen Ländern protektionistische Reaktionen ausgelöst. Die USA haben die Zölle auf bestimmte Stahl- und Aluminiumprodukte von 0,75 % auf 25 % erhöht, um heimische Hersteller zu schützen, die trotz höherwertiger und emissionsärmerer Produkte weiterhin im Wettbewerb stehen.
Auch einige lateinamerikanische Länder, wie Mexiko, Brasilien und Chile, haben die Zölle auf chinesischen Stahl angehoben. In der EU stehen chinesische Stahlerzeugnisse unter Beobachtung, nachdem zu Beginn des Jahres eine neue Antidumpinguntersuchung eingeleitet wurde.
Globale Handelsspannungen und ein verstärkter Protektionismus können das Risiko für Auslandsgeschäfte erhöhen und die Finanzierungsmöglichkeiten einschränken. Gerne beraten wir Sie länder- und branchenspezifisch, welche Möglichkeiten Ihnen offenstehen.