Lateinamerika ist Spitzenreiter bei der sauberen Energie. Trotzdem leidet die Region schwer unter den Folgen des Klimawandels – mit potenziell starken Auswirkungen auf die weltweite Ernährungssicherheit.

Lateinamerikanische Staaten verursachen weniger Treibhausgase als der Rest der Welt. Das macht Credendo in einem aktuellen Bericht deutlich. Der Grund: Lateinamerikanische Staaten sind wirtschaftlich nur gering abhängig von Öl und Gas, und weisen stattdessen den höchsten Teil erneuerbarer Energien an der Stromversorgung auf.

Während weltweit gerade einmal 12 Prozent des Bedarfs aus Erneuerbaren gedeckt wird, sind es in Lateinamerika 30 Prozent. Paraguay, Uruguay und Costa Rica produzieren sogar fast 100 Prozent ihres Stroms aus erneuerbaren Energien.

Auf der anderen Seite ist Lateinamerika dem Klimawandel besonders stark ausgesetzt. Naturkatastrophen wie schwerere Dürren, extremere tropische Stürme sowie Gletscherseeausbrüche haben die Region in den letzten Jahren gebeutelt. Besonders gefährdet sind Haiti und andere karibische Inseln – mit einem hohen Dürrerisiko, einer hohen Anfälligkeit für tropische Stürme und niedrigen Anpassungskapazitäten.

Zu extremen Dürren kam es in den letzten Jahren aber auch in Chile, Paraguay, Uruguay, Argentinien sowie im sogenannten Trockenkorridor zwischen Südmexiko und Panama. Folgen dieser Dürren sind etwa ein Rückgang der Wasserkraftreserven, die Beeinträchtigung wichtiger Binnenwasserstraßen und ein Rückgang der Ernteerträge. Wie Credendo zeigt, wird dieser Trend starke Auswirkungen auf die weltweite Ernährungssicherheit haben.

Der Kreditversicherer schreibt Lateinamerika eine zentrale Rolle bei der globalen Energiewende zu. Trotzdem geht es davon aus, dass Fortschritte bei Umweltschutzbestimmungen nur langsam vorankommen werden. Zwar versuchen neu gewählte, linksgerichtete Regierungen in Brasilien, Chile, Peru und Kolumbien eine strengere Umweltpolitik durchzusetzen, oftmals würden jedoch Kongressmehrheiten fehlen und wirtschaftliche Notwendigkeiten zum Investitionsdruck führen.

Eine Sonderstellung nimmt laut dem Bericht Brasilien ein, wo Präsident Lula der extremen Entwaldung wohl Einhalt gebieten wird. Das verbessert die Beziehungen zur EU, so dass sogar das Handelsabkommen zwischen der EU und dem Mercosur eine Wiederbelebung erfahren könnte.