Das Thema „Künstliche Intelligenz“ ist auch in der Finanzbranche längst angekommen. Sie soll beispielsweise helfen, neue Produkte zu entwickeln, den Kundenservice zu verbessern oder Betrüger zu entlarven. Doch statt auf ChatGPT, Bard und Ernie setzen Banken lieber auf ihre eigenen Programme.

Bei der Deutschen Bank und der Commerzbank ist der Einsatz von ChatGPT laut einem Bericht des Handelsblatts verboten. Die beiden deutschen Privatbanken stehen damit nicht alleine da: Auch die Bank of America, die Citigroup, Goldman Sachs und Wells Fargo sollen das Tool verboten haben.

Mit einer Ablehnung von Künstlicher Intelligenz im allgemeinen hat das nichts zu tun. So hat etwa die Deutsche Bank jüngst einen Artikel dazu veröffentlicht, wie KI-Tools Risikoanalysen, Finanzberichterstattung und Prognosen vereinfachen und automatisieren können.

Demnach ist das Erstellen von Quartals- und Jahresberichten nur der Anfang: „Dokumente und Zahlenkonvolute können einfach durchforstet und anders aufbereitet werden, unterschiedliche Datenbestände inhaltlich zusammengeführt und vereinheitlicht, Analysen komplett neu geschrieben werden. Und das alles in einem Bruchteil der Zeit, die Menschen dafür bislang benötigen“, heißt es in dem Artikel. Mit einem „Investor Relations IR-Chatbot“ könnten sich Interessierte Unternehmensinformationen maßgeschneidert aufbereiten lassen.

Die Deutsche Bank zeigt aber auch die Grenzen der KI auf. Bislang werde sich kein seriöses Unternehmen auf ChatGPT fürs Finanzreporting oder die Analyse der Finanzberichte verlassen, heißt es weiter. Knackpunkte seien die unzureichende Verlässlichkeit der Tools, die immer wieder Informationen einfach erfinden, die begrenzte Datenmenge und die Vermischung von internen und externen Informationen.

Doch auch, wenn die Finanzreports noch von Menschen sorgfältig kontrolliert werden müssten, sei der Effizienzgewinn beträchtlich. Wie das Handelsblatt in einem aktuellen Artikel schreibt, sind deshalb auch viele Banken daran, eigene Tools zu entwickeln und vorhandene ChatBots intelligenter zu programmieren.

So nutze die Commerzbank Methoden, die sie als vertrauenswürdig einstuft, in Dialogsystemen und die Deutsche Bank arbeite an einem 3D-Avatar für die Kundenkommunikation. In der Geldanlage würden die Banken einen Algorithmus verwenden, den auch der Streamingdienst Netflix einsetzt. Während Netflix Filme und Serien vorschlägt, die zu den bisher geschauten Formaten passen, schlägt die Finanz-KI Anlagen vor, die zum Portfolio eines Investors passen.

Auch in den internen Prozessen der deutschen Banken werde KI eingesetzt. So können die Tools etwa Unregelmäßigkeiten in Daten erkennen und so Kreditrisiken erkennen oder kriminelle Machenschaften aufdecken.

Bei der deutschen Bank fasst man das Potential der KI-Programme so zusammen: „Heute sind sie erst ein betreuungsintensiver Assistent. Aber mit einer steilen Lernkurve.“