Die Zahl der deutschen Firmeninsolvenzen ist im vergangenen Jahr erstmals seit 2009 wieder angestiegen. Auch für dieses Jahr erwarten Experten einen weiteren Anstieg – getrieben von steigenden Material- und Produktionskosten, den Lohnkosten und dem Zinsanstieg. Eine große Pleitewelle wird es wohl trotzdem nicht geben.

15 Prozent mehr Insolvenzen in diesem Jahr, 6 Prozent im nächsten – das ist die Prognose von Allianz Trade. Zwar wäre das der stärkste Anstieg seit der europäischen Schuldenkrise, schreibt der Kreditversicherer in einem aktuellen Bericht, dennoch sei von einer bevorstehenden Pleitewelle nicht zu sprechen. Stattdessen würde sich Insolvenzgeschehen wieder auf Vorkrisen-Niveau stabilisieren.

Dafür sprechen auch die Daten aus dem vergangenen Jahr, die das Statistische Bundesamt nun veröffentlicht hat. So wurden den Amtsgerichten 14 590 Firmeninsolvenzen gemeldet – 4,3 Prozent mehr als noch 2021. Damals war das Ausgangsniveau aber auch extrem niedrig: 2021 hatte es den niedrigsten Insolvenzstand seit Einführung der Insolvenzordnung im Jahr 1999 gegeben.

Die Schadensumme war 2021 allerdings durch mehrere Großinsolvenzen sehr hoch. Sie lag bei 48,3 Milliarden Euro. 2022 ist sie auf rund 14,8 Milliarden gesunken. „Die reine Zahl, wie viele Insolvenzen im Jahr erfasst wurden, ist wesentlich unbedeutender als die ausgefallene Summe“, gibt GFL-Geschäftsführer Marcus Sarafin zu bedenken. So können schon wenige Großinsolvenzen Auswirkungen auf weite Wirtschaftsbereiche haben und eine Negativ-Spirale anstoßen. So ist etwa jüngst die Insolvenz von Peek & Cloppenburg ein prominentes Beispiel für eine Volumenmäßig große Pleite.

Insbesondere der deutsche Mittelstand erweise sich bisher aber als recht krisenfest, stellt Allianz in seinem Insolvenzbericht fest. Deutsche Unternehmen haben demnach meist genügend Puffer, um die aktuelle Situation zumindest teilweise abzufedern. Am stärksten gefährdet seien die energieintensiven Branchen sowie die Sektoren, die stark von den gestiegenen Material- und Rohstoffpreisen betroffen sind.

Innerhalb der Branchen – vor allem im verarbeitenden Gewerbe – gebe es allerdings große Unterschiede. Höhere Insolvenzen seien hier vor allem in den Bereichen Datenverarbeitungsgeräte und Elektronik (+16 %), Gummi- und Kunststoffwaren (+16 %), Möbel (+14 %) sowie Nahrungs- und Futtermittel (+13 %) zu verzeichnen.