Die Deutschen lieben ihr Bargeld. Während in Dänemark, Norwegen, Schweden, Island und dem Vereinigten Königreich inzwischen weniger als 15 Prozent der Zahlungen vor Ort in bar getätigt werden, zücken die Deutschen noch in 63 Prozent der Fälle Scheine und Münzen. Doch der Trend geht in eine andere Richtung, wie eine aktuelle Kurzstudie zeigt.

Deutschlands Liebe zum Bargeld wird oftmals als rückständig kritisiert. Laut den Autoren der Studie, die vom Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag herausgegeben wurde, hat Bargeld aber auch einige Vorteile: So ist das Inklusionsniveau hier am höchsten – heißt, beim Zahlen mit Bargeld wird keiner z.B. aufgrund fehlender Technik-Kenntnisse ausgegrenzt. Zudem wird die Privatsphäre am meisten geschützt und wer sein Vermögen in bar aufbewahre, könne Negativzinsen vermeiden.

Die Nachteile liegen aber ebenso auf der Hand und reichen von der Problemen der grenzüberschreitenden Verwendung bis hin zum größeren Aufwand der Beschaffung – obwohl die flächendeckende Verfügbarkeit von Geldautomaten z.B. im Vergleich zu Schweden noch sehr gut sei.

Trotzdem nimmt das Zahlen per Karte oder über Online-Verfahren auch in Deutschland zu. Die Bargeldnutzung sinkt im Gegenzug massiv: Allein zwischen 2017 und 2020 ist sie um 14 Prozentpunkte zurückgegangen und liegt jetzt bei rund 60 Prozent. Zum Vergleich: 2008 wurden noch 83 Prozent aller Zahlungen bar getätigt. Vor allem Kleinbeträge bis 5 Euro werden überwiegend (89 %) noch in bar gezahlt. Erst bei Transaktionen über 20 Euro liegt der Bargeldanteil bei weniger als der Hälfte; 2017 war dies erst bei Transaktionen über 50 Euro der Fall.

Treiber für den Aufstieg der nichtbaren Zahlungsmittel seien Preis, Verfügbarkeit und Verbreitung von Basistechnologien, die Sicherheit dieser Technologien, die Regulatorik, Verbraucherwünsche, innovative Bezahllösungen sowie die Coronapandemie.

Ein Nischendasein im Zahlungsverkehr führen momentan noch Kryptoassets. Ihr Vorteil: Mit ihnen können grenzüberschreitende Transaktionen schnell und kostengünstig abgewickelt werden. So akzeptiert beispielsweise schon Paypal in den USA die Non-backed-Kryptowährung Bitcoins. Stablecoins spielen demgegenüber noch eine unwichtigere Rolle, was sich aber schnell ändern könnte. So arbeitet die Libra/Diem Association, hinter der maßgeblich Facebook steht, daran, eine eigene digitale Währung einzuführen, die sich aufgrund von Netzwerkeffekten schnell verbreiten könnte.

Für die nächsten Jahre erwarten die Autoren der Studie, dass sich der Rückgang der Bargeldzahlung wieder auf -1 Prozent – wie vor der Pandemie – einpendeln könnte. Der Anteil von Kartenzahlungen und mobilem Bezahlen an den gesamten Transaktionen werde wohl noch stärker als bislang wachsen, geschätzt etwa um 2 Prozent im Jahr. Die Unternehmensberatung McKinsey & Company geht sogar von einem jährlichen stabilen Wachstum von 5 Prozent bei Kartenzahlungen aus. „Schwedische Verhältnisse“ seien in Deutschland aber auch mittelfristig nicht zu erwarten.

Die TAB-Kurzstudie Nr. 2 und die zugehörige TAB-Fokusausgabe Nr. 37 können hier kostenlos heruntergeladen werden.