Die Berichterstattung über die Energiekrise flaut langsam ab. Laut einer aktuellen Studie der Allianz Trade suggeriert das aber eine trügerische Sicherheit: Der Energiepreisschock liegt demnach noch vor den europäischen Unternehmen. So werden die Preise 2023 rund 40 Prozent höher ausfallen.

2022 hätten staatliche Unterstützungsmaßnahmen sowie die laufenden Langzeitkontrakte der Unternehmen noch dafür gesorgt, dass die Energiepreise nur moderat gestiegen seien. Mit der anstehenden Verlängerung dieser Verträge müssten Unternehmen aber nun mit deutlichen Preisanstiegen rechnen. Vor dem Winter würden die Preise wohl nochmals ansteigen, da sich dann auch der Wettbewerb mit China um die Energieressourcen erhöhe.

In Deutschland kommt die Industrie noch vergleichsweise gut weg. Hierzulande rechnet der Kreditversicherer mit 40 Prozent höheren Energiepreisen als vor dem Ukraine-Krieg. Der staatliche Gaspreisdeckel federe die Preisentwicklung deutlich ab. So wird in Deutschland, Frankreich und Großbritannien für 2023 ein Gaspreisanstieg von 60-70 Prozent erwartet, während die Strompreise um etwa 35 Prozent anziehen.

Anders sieht die Situation etwa in Italien und Spanien aus. Hier erwartet Allianz Trade einen Energiepreisanstieg um 90 Prozent im Vergleich zu 2021.

Auch im Vergleich zu den USA – selbst ein großer Gasproduzent – sind die Energiepreise in Europa deutlich höher geschossen. Während sie sich seit 2021 in den Vereinigten Staaten verdoppelt haben, sind sie in Europa um das Sechsfache angestiegen. Die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Unternehmen sei dennoch nicht wesentlich in Mitleidenschaft gezogen, so die Einschätzung des Versicherers. Im verarbeitenden Gewerbe mache der Energieverbrauch gerade einmal 1-1,5 Prozent der Produktionskosten aus. Arbeitskosten und Wechselkurse würden demnach eine deutlich größere Rolle spielen.

Dennoch würden einige europäische Branchen gerade Marktanteile verlieren – nicht an die USA, sondern an Asien, Nordafrika und europäische Nachbarn wie Irland und Polen.

Die komplette Studie zum Nachlesen (in englisch) finden Sie hier.