Großbritannien will den Finanzmarkt deregulieren. Damit soll die Attraktivität des Finanzzentrums London nach dem Brexit wieder gestärkt werden. Doch Experten schlagen Alarm: Hat das Land die Lehren aus der Finanzkrise schon vergessen?

Die Finanzmarktreformen, die Großbritanniens Schatzkanzler Jeremy Hunt jüngst vorgestellt hat, lassen bei einigen die Alarmglocken schrillen. Die „Edinburgh-Reformen“ umfassen mehr als 30 geplante Regeländerungen. So sollen zum Beispiel die Kapitalanforderungen für kleinere Geldhäuser und Versicherungen gelockert werden. Geplant sind auch die strikte Trennung von Investment- und Retailbanking (Privatkundengeschäft) oder die Haftung von Finanzmanagern für Vergehen.

Besonders kritisch wird von vielen gesehen, dass die Aufsichtsbehörden einem Wettbewerbs- und Wachstumsziel verpflichtet werden sollen. Hunt kündigte zudem an, auch andere Branchen von den EU-Regeln zu „befreien“.

Auch GFL-Geschäftsführer Marcus Sarafin zeigt sich entsetzt von den neuen Plänen: „In der Not nimmt die britische Regierung unfassbare Risiken für das Land, den Sektor und die Bürger in Kauf. Sollten diese Risiken in einer erneuten Finanzkrise gipfeln, ist die EU durch die vielen Vernetzungen davon natürlich auch betroffen. Man kann nur hoffen, dass die EU die Zeit nutzt, sich vom britischen Markt weiter abzugrenzen, damit die Auswirkungen einer möglichen Krise möglichst gering gehalten werden.“