Die Zahl der offenen Stellen ist in Deutschland auf Rekordhoch gestiegen. Aktuell suchen deutsche Firmen fast zwei Millionen Beschäftigte. Dadurch scheinen sich Konjunktur und Arbeitsmarkt ein Stück weit zu entkoppeln.

Deutsche Unternehmen sind angesichts der ökonomischen Lage überwiegend pessimistisch. Doch die aktuelle Lage ist sehr viel besser als die Stimmung, wie ein Blick auf den Arbeitsmarkt zeigt. Schon im ersten Quartal hatten Firmen so viel Personal gesucht wie noch nie, im zweiten Quartal sind nun noch knapp 200.000 offene Stellen hinzugekommen.

Der Mangel zieht sich durch fast alle Branchen und neben hoch spezialisierten Fachkräften werden nun auch weniger Qualifizierte gesucht. Ein Grund für den steigenden Bedarf ist der demografische Wandel: Die geburtenstarken Jahrgänge gehen in Rente, nur weniger Junge kommen nach. Wie die Süddeutsche Zeitung, bezugnehmend auf das IAB schreibt, sinkt das Potenzial an Arbeitskräften in Deutschland von 2020 bis 2035 um sieben Millionen Menschen. Bis 2060 schrumpfe es nochmal um neun Millionen.

GFL-Geschäftsführer Marcus Sarafin beobachtet noch ein weiteres Phänomen, das die Lage verschärft: „Die Arbeitszeit hat sich in den letzten Jahren deutlich verkürzt. Viele Arbeitskräfte wollen nicht mehr Vollzeit arbeiten, d. h. auch wenn so viele Menschen wie noch nie in Beschäftigungsverhältnissen sind – die total geleistete Arbeitszeit ist sinkend.“

Das führt zu einem neuen Phänomen: Werden die Arbeitskräfte rar, kämpfen Unternehmen um sie – selbst dann, wenn ihnen die wirtschaftliche Lage Sorge bereitet. Arbeitsmarkt und Konjunktur entkoppeln sich ein Stück weit. Lösungsansätze gibt es viele: eine gute Gesundheitsvorsorge, damit Ältere länger gesund bleiben und arbeiten können. Mehr Betreuungsangebote, damit Frauen mehr Stunden arbeiten können. Oder mehr Zuwanderung. So müssten jedes Jahr 400.000 Menschen mehr nach Deutschland kommen als das Land verlassen. In den nächsten Jahren sei aber gerade mal mit 140.000 Zuwanderern im Jahr zu rechnen, so die SZ.