China hat im zweiten Quartal das niedrigste Wachstum seit Ausbruch der Pandemie verzeichnet: So hat die Wirtschaft gerade einmal um 0,4 Prozent zugelegt. Die chinesische Regierung will sich damit nicht zufrieden geben und hält am 5,5-Prozent-Ziel für dieses Jahr fest. Möglich machen soll das ein radikaler Kurswechsel.

Der Lockdown in Shanghai in die strikten Maßnahmen, um die Omikron-Welle einzudämpfen, haben der Wirtschaft massiv geschadet. Während das BIP im ersten Quartal noch um 4,8 Prozent gewachsen ist, waren es bis zum Sommer nur noch 0,4 Prozent. Für das erste Halbjahr ergibt sich damit ein Wachstum von gerade einmal 2,5 Prozent.

Wie die Wirtschaftswoche meldet, will sich Peking aber nicht damit abfinden. Um ihr Ziel von 5,5 Prozent für das Gesamtjahr zu erreichen, müsste im zweiten Halbjahr ein kräftiges Wachstum von sieben bis acht Prozent folgen. Erreichen will das die Regierung mit neuen Infrastrukturprojekten. So hätten die Regionalregierungen allein im Juni einen Rekordwert von 1,94 Billionen Yuan (289 Milliarden Euro) an neuen Bonds ausgegeben – 143 Prozent mehr als im Vorjahr.

Denn eigentlich sollten die Provinzen Schulden abbauen und sparen. Doch wie Reuters berichtet, wurde, um die Wirtschaft anzukurbeln, nun deutlich mehr Geld zur Verfügung gestellt. So könnten nun bis zu 1,1 Billionen US-Dollar in neue Infrastruktur-Projekte fließen. Wie das Geld angelegt wird, ist laut Wirtschaftswoche ein Drahtseilakt. Denn es müsse nicht nur sicher gestellt werden, dass die Schulden nicht aus dem Ruder laufen, es sei auch die Frage, ob man in „alte“ oder „neue“ Infrastruktur investiere. Zwar seien Zukunftsinvestitionen wie in Künstliche Intelligenz, Blockchain, Big Data & Co. langfristig effektiver, kurzfristig könne die „alte“ Infrastruktur wie Straßen oder Flughäfen die Wirtschaft jedoch deutlich stärker ankurbeln.