Die europäischen Banken fordern ein Ende der Überregulierung. Denn während US-Banken seit der Finanzkrise wieder prosperieren, sind die Handlungsspielräume der europäischen Institute stark eingeschränkt. Auch GFL schließt sich dieser Forderung aufgrund eigener Erfahrung an.

Beim Bankengipfel des Handelsblatts fand Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing klare Worte: Die Wettbewerbsfähigkeit deutscher und europäischer Banken sei immer stärker gefährdet. Auch GFL-Geschäftsführer Marcus Sarafin teilt diese Befürchtungen: „Die umständlichen, überregulierten Prozesse machen nicht nur den Banken zu schaffen – und lassen sie hinter Großbanken aus China und den USA weit zurückfallen –, sondern schlagen auch auf die Wirtschaft durch.“

Das jüngste Beispiel aus dem eigenen Unternehmen: der umständliche Gründungsprozess der GFL Finanzierungs GmbH. Wie sich dieser hingezogen hat, berichtet Sarafin:

„Zunächst musste der Gesellschaftsvertrag notariell beurkundet werden. Danach bestand allerdings erst eine „GmbH in Gründung“ – für eine „echte“ GmbH mussten zunächst die Kapitalanteile eingezahlt werden. Dafür wollten die Banken alle Gesellschafter sehen. Bei uns hieß das: Für ein Bankkonto mussten die Gesellschafter extra aus Heidelberg und Ratingen anreisen – oder wir mussten Beglaubigungen einholen. Die Verifizierung war nur persönlich möglich (nicht z.B. über Video), wofür es natürlich einen Termin gebraucht hat, den wir erst nach Tagen bekommen haben. Dann war das Konto endlich eröffnet, wir haben den Nachweis an den Notar geschickt, dann folgte die Eintragung ins Handelsregister. Und wenn man denkt, man hat es endlich geschafft, nein, dann muss man noch die IHK-Zulassung abwarten – die es erst mit den offiziellen Unterlagen wie zum Beispiel der Umsatzsteuer-ID gibt.“

Bei den GFL-Gesellschaftern war der Frust nach diesem langwierigen Prozess groß: „Da fragt man sich schon, ob man lieber im Ausland gründet, da sind die Hürden wesentlich niedriger“, sagt Sarafin rückblickend. „Außerdem ist es nicht nur für die Gründer ärgerlich – die deutsche Wirtschaft verliert so Zeit, Markt und Wettbewerbsposition im internationalen Vergleich.“

Marcus Sarafin schließt sich daher auch der aktuellen Forderung Sewings nach einem einheitlichen Finanzmarkt in Europa an. Dieser fordert europäische Großbanken um den hiesigen Kapital- und Finanzmarkt voranzubringen. „Das wäre ein tolles Projekt für die Stärkung des europäischen Gedankens“, findet auch Sarafin.

Zum Hintergrund:

Wie die Tagesschau berichtet, zeigen die aktuellen Quartalszahlen, dass die europäischen – und vor allem die deutschen – Banken immer noch deutlich weniger Geld verdienen als ihre US-amerikanischen Konkurrenten. Global agierende Konzerne treibe die damit verbundene Handlungsschwäche zunehmend in die USA. Mehrere Bankenmanager sehen den Grund in den hohen Kosten der staatlichen Regulierung und fordern einen gemeinsamen, europäischen Finanzbinnenmarkt.