Die Commerzbank meldet enttäuschende Zahlen für das zweite Quartal: Mit einem Fehlbetrag von 527 Millionen Euro wurden die Erwartungen der Analysten sogar noch unterboten. Zudem hat der Konzern noch einmal deutlich gemacht, wo er hinsteuert. Das Zukunftskonzept: eine Art Direktbank mit ein bisschen Kundenbetreuung.

Die Restrukturierung der Commerzbank hat ein großes Loch in die Finanzen gerissen. Allein die Aufwendungen dafür haben 511 Millionen Euro gekostet. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, sind es unter anderem die Abfindungen für gut bezahlte Mitarbeiter, die zu Buche schlagen. Bis 2024 sollen weltweit 10.000 Vollzeitstellen wegfallen.

Auch die Zahl der Filialen soll deutlich reduziert werden, um Kosten zu sparen – von 790 Zweigstellen auf 450. Diese Strategie ist neu, hatte der Vorgänger von Vorstandschef Manfred Knof doch bisher auf eine Modernisierung der bestehenden Filialen gesetzt. Doch das Management will durch den Filialabbau die Kosten nun um etwa ein Fünftel drücken und Deutschlands zweitgrößte Privatbank in eine „digitale Beratungsbank“ verwandeln, wie die SZ schreibt.

GFL-Geschäftsführer Marcus Sarafin sieht das kritisch: „Weder der Verlust noch die Restrukturierung sind grundsätzlich eine erwähnenswerte Nachricht. Spannend für alle Commerzbank-Kunden ist eher die Aussage zur Strategie der Bank, denn was ist das Zukunftsmodell der zweitgrößten Privatbank in Deutschland? Antwort: eine Direktbank! Mit ein bisschen Kundenbetreuung! Für die Privatkunden heißt das, man kann auch direkt zu einer „echten“ Direktbank wechseln. Und auf die vielen Unternehmenskunden werden wohl schwierige Zeiten zukommen: Betreuung für die gewünschte und sicher auch vielfach benötigte Liquidität wird schwer zu bekommen sein.“

Richtungswechsel beim Geschäftsmodell

Der Abbau der Filialen ist nicht der einzige Richtungswechsel, mit dem Knof aneckt. Auch den Verkauf der Wertpapierabwicklung an die britische HSBC wird nun gestoppt und rückabgewickelt. Kosten: 200 Millionen Euro. Aus Sicht des Managements scheint sich diese Rolle rückwärts aber zu lohnen – das zunehmende Handelsvolumen und die neuen technologischen Möglichkeiten machten die Sparte nun doch profitabel.

Spuren in der Bilanz hinterlässt auch das Gebührenurteil des BGH. Trotzdem hält die Führungsriege an der Prognose für 2021 fest: Die Erträge sollen im Vergleich zum Vorjahr auf 8,3 Milliarden Euro steigen (2020: 8,2 Millionen). Denn wenn es zu keinen weiteren Sonderabschreibungen kommt, werden von den angepeilten zwei Milliarden Umbaukosten in den nächsten Quartalen nur noch 170 Millionen Euro fällig.