Wie wird sich die Wirtschaft in Tschechien, Polen und der Slowakei dieses Jahr entwickeln? Das hängt – durch die hohe Abhängigkeit der drei Länder von europäischen Märkten – vor allem von den Entwicklungen in Deutschland und der restlichen Eurozone ab, so der Kreditversicherer Credendo. Was in wirtschaftlich guten Zeiten eine Stärke ist, kann in der Krise schnell zum Risiko werden.

In 2020 ist das Wirtschaftswachstum in den drei Ländern um 3,3 Prozent gefallen. Tschechien hat es dabei mit -5,6 Prozent am härtesten getroffen, in der Slowakei ist das Wachstum ebenfalls um mehr als 5 Prozent gesunken (-5,2%), während Polen mit -2,7 Prozent noch am besten durch die Krise gekommen ist.

Für dieses Jahr erwartet der Kreditversicherer eine deutliche Erholung – getrieben von einer steigenden Produktion und Nachfrage in Europa, aber auch von höheren Konsumausgaben. Denn dank steigender Impfquoten wird wohl auch die Shoppinglaune angeheizt und das im letzten Jahr gesparte Geld zu einem Teil wieder ausgegeben. Auch die angekündigte finanzielle Unterstützung, vor allem der NextGenerationEU-Fonds – ein mehr als 800 Milliarden Euro schweres Aufbaupaket, sollten die Innovations- und Konsumfreude anheizen.

Trotzdem erwartet Credendo nicht, dass sich die Wirtschaftsleistung wieder auf Vorkrisenniveau bewegen wird. Wie sie sich entwickelt, wird auch stark von Deutschland abhängen – einem wichtigen Handelspartner, vor allem für Tschechien. Die deutsche Nachfrage wird die Produktion, z.B. in der Automobil-Herstellung, daher stark beeinflussen. Da hier die Wirtschaftsleistung, ebenso wie in der gesamten Eurozone, 2021 wohl wieder ansteigen wird (Deutschland: 3,5 Prozent, EU: 4,2 Prozent), ist diese Abhängigkeit von europäischen Märkten eine Stärke im wirtschaftlichen Aufschwung.

Sollte es zu einer erneuten Krise kommen, verwandelt sich diese Konzentration aber in einen großen Nachteil. Und auch die Konzentration auf einzelne Branchen (Automobil, Maschinenbau) birgt Risiken. Vor allem die Abhängigkeit vom Automobilsektor ist ein – auch langfristiges – Risiko, da sich die Branche großen Herausforderungen steht (Brexit, CO2-Emmissionen, Elektrifizierung, hohe benötigte Investitionen, Probleme bei der Halbleiter-Beschaffung).

Auch das Auftauchen neuer Virus-Varianten, der Brexit, die Spannungen zwischen den USA und der EU, die hohen Rohstoffpreise und die schwieriger werdenden Finanzierungsbedingungen gepaart mit dem Auslaufen vieler öffentlicher Hilfsprogramme sind ernstzunehmende Risiken. Spezifisch, gerade für Tschechien, sind auch die steigenden Arbeitskosten in der drei Ländern. So positiv das für den inländischen Konsum ist, so negativ ist es für die Wettbewerbsfähigkeit in der Region.