Nach der Krise muss die Wirtschaft wieder in Schwung kommen. Darüber sind sich alle politischen Parteien einig. Doch wie das erreicht werden kann, da gehen die Meinungen weit auseinander. Aus der Ökonomie kommt die Forderung, dass der Staat mehr investieren muss – auch auf Pump.

Ohne Investitionen wird es schwierig mit einer wegweisenden Politik. Schließlich hat die Pandemie schonungslos offen gelegt, wo genau diese in den vergangenen Jahren versäumt wurden: Schulen, Infrastruktur, Verwaltung, Digitalisierung und Dekarbonisierung. Die Süddeutsche Zeitung zitiert in einem aktuellen Artikel aus einer Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK). Das geht davon aus, dass in den nächsten zehn Jahren öffentliche Investitionen von 460 Milliarden Euro nötig sein werden, um Versäumtes nachzuholen. Das Resultat wären eine höhere Nachfrage und ein höheres Produktionspotenzial der Unternehmen – was die Konjunktur ankurbeln und dadurch natürlich auch wieder Geld in die Kassen spülen würde.

Doch solche Investitionen wollen finanziert werden. Wie, da klaffen die Ansichten der Parteien, die im Herbst zur Bundestagswahl antreten, weit auseinander. Mehr Kredite? Entlastungen für Unternehmen? Eine höhere Belastung der Krisengewinner? Kreditfinanzierte Investitionen scheinen dabei auf den ersten Blick ausgeschlossen: Hat die Finanzierung der Krise der nachfolgenden Generationen nicht schon genug belastet?

Neue Schulden zahlen sich aus

Die Forscher kommen allerdings zu dem Schluss, dass selbst ein kreditfinanziertes Investitionsprogramm auch für die heutige Kindergeneration wirtschaftlich „absolut lohnend“ wäre. „Selbst bei konservativen Annahmen wäre das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) danach in knapp drei Jahrzehnten spürbar größer, die Staatsschuldenquote dagegen nicht höher als in einem Vergleichsszenario ohne massive kreditfinanzierte Investitionen“, heißt es in einer Mitteilung des IMK.

Die 460 Milliarden Euro würden nach dem Modell der Forscher in eine Modernisierung der kommunalen Infrastruktur, in den Ausbau von Breitband- und Eisenbahnnetz sowie mehr öffentlichen Wohnungsbau, in bessere Bildung und Forschungsförderung sowie in Techniken zur Dekarbonisierung fließen. Da private Folgeinvestitionen angeregt würden, sei das deutsche BIP schon 2050 um drei bis vier Prozent höher als ohne Investitionsprogramm.

Auch GFL-Geschäftsführer Marcus Sarafin sieht keinen Weg an neuen Investitionen vorbei: „Ich glaube, aufgrund der Krise wird die Digitalisierung bzw. die Neuausrichtung der Wirtschaft nun sehr zügig voranschreiten. Die bereits heute relevanten Themen wie Ressourcen schonen, Nachhaltigkeit oder Klimaschutz – um nur einige zu nennen – sind die Zukunftsthemen. Kein Land ist schon da, wo es sein sollte und könnte. Also beginnt quasi ab heute der Wettlauf der Länder, um zukünftige Kernkompetenzen in ihren Ländern zu platzieren und wenn möglich zu bündeln. Die dazu notwendigen Investitionen sind erheblich! Doch Fakt ist: Will Deutschland weiterhin eine führende Rolle im Welthandel spielen, muss massiv in die neue Richtung investiert werden. Mit dem Ziel, Europa und auch Deutschland in eine starke Position zu bringen. Das Rennen ist eröffnet!“