Sind digitale Währungen die Zukunft im internationalen Handelsgeschäft? Mit dieser Frage befasst sich ein aktueller Report des Kreditversicherers Credendo. Digitales Zentralbankgeld könnte dabei irgendwann die Alternative zu Bargeld und Kryptowährungen darstellen.

Kryptowährungen haben zwei Probleme: eine relativ geringe Akzeptanz und große Wertschwankungen. Denn sie werden nicht von einer Zentralbank oder einer anderen staatlichen Institution gestützt, die ihren Wert sicherstellen. Ihre Akzeptanz beruht daher ausschließlich auf dem Vertrauen der Nutzer in die Technik bzw. in das private Unternehmen, das sie zur Verfügung stellt. Denn Kryptowährungen wurden bislang fast nur von Privatunternehmen entwickelt. Einzige Ausnahme stellt Venezuela dar, wo 2018 der Petro eingeführt wurde.

Eine Alternative dazu bietet digitales Zentralbankgeld (CBDC). So möchte die Europäische Zentralbank ihre digitale Währung 2025 einführen, in China soll es bereits nächstes Jahr soweit sein, dass der E-Yuan an den Start geht. Das digitale Zentralbankgeld bringt einige Vorteile mit sich. Credendo rechnet damit, dass es dadurch auch größere Chancen hat, sich als tatsächliches Zahlungsmittel durchzusetzen.

Kryptowährungen: Viele ungelöste Probleme

Bei Kryptowährungen ist gesamte Marktkapitalisierung, gemessen an der Größe der globalen Kapitalmärkte vergleichsweise niedrig. Denn ihre Verwendung wird durch die recht geringe Zahlungsakzeptanz erschwert. Zudem sind einige Probleme noch nicht geklärt: Wie sieht es mit dem Datenschutz aus? Wie können Gesetze und Vorschriften der jeweiligen Länder (etwa in Bezug auf Steuern) eingehalten werden? Wie kann verhindert werden, dass Kryptowährungen für Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung missbraucht werden?

In großen Mengen seien Kryptowährungen außerdem nicht effizient, da sie durch die Blockchain-Technologie eine hohe Rechenleistung benötigen. Das drückt zudem auf ihre Umweltbilanz. Ihr größtes Manko sind allerdings die hohen Wertschwankungen, was sie zwar für Spekulanten, aber nicht für den Handel attraktiv macht.

China als Vorreiter

CBDC könnten hingegen eine hohe finanzielle Stabilität gewährleisten und zudem den Einfluss der Zentralbanken erhöhen. Momentan werden die Währungen fast nur für inländische Nutzer entwickelt. Ein großes Hindernis für grenzüberschreitende Zahlungsvorgänge sind die rechtlichen und regulatorischen Unterschiede zwischen den Nationen. China ist weit voran, wenn es darum geht, diese Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Gelingt das, könnte es eine enorme Verschiebung der geopolitischen Gewichte zur Folge haben, so Credendo: „Gegenwärtig verfügen die USA dank der weitverbreiteten Nutzung des US-Dollars über ein hohes Maß an Kontrolle über internationale Finanztransaktionen, doch wenn das chinesische BSN eingeführt und allgemein anerkannt wird, könnte China ähnlichen Einfluss gewinnen.“

Länder, die sich dieser Entwicklung nicht verschließen, könnten von der Vorreiterrolle profitieren. GFL-Geschäftsführer Marcus Sarafin plädiert dafür, dass Deutschland dabei nicht den Anschluss verlieren sollte: „Für mich sind die Entwicklungen neuer digitaler Währungen ein weiteres Indiz, wie sich die Welt gerade komplett verändert. Produktion war gestern, Digitalisierung ist morgen – das kann nun auch bei Währungen passieren. Die Zeit Bargeld in der Tasche zu haben, wird schnell verschwinden, alles wird digital. Und Deutschland sollte nicht blockieren, sondern wieder Anschluss gewinnen. Denn die anderen Länder machen es sowieso (schon).“