Die Lage ist kritisch, aber nicht so kritisch wie befürchtet. So lässt sich die Situation der europäischen Banken zusammenfassen. Experten befürchten, dass sich die ausfallgefährdeten Kredite verdoppeln oder verdreifachen werden. Zu einer Bankenkrise werde es dadurch aber nicht kommen.

Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise werden 2021 zu deutlich höheren Kreditausfällen führen. Die Süddeutsche Zeitung zitiert Christoph Schalast, Professor für Wirtschaftsrecht an der Frankfurt School of Finance, der damit rechnet, dass sich der Bestand an faulen Krediten nächstes Jahr verdoppeln wird. Derzeit machen diese in der EU etwa 400 Milliarden Euro aus – was im historischen Vergleich ein sehr niedriger Betrag sei.

Eine Verdoppelung sei demnach nicht dramatisch – und werden zu keiner Bankenkrise führen. Vor allem, da die Banken dementsprechend auch ihre Risikovorsorge aufstocken. Für Unternehmen könnte das jedoch kritische Folgen haben: Da die Banken dann weniger Kredite vergeben können, kann es zu einer Kreditklemme kommen.

Und auch, wenn es wohl zu keiner Krise des gesamten Sektors kommen wird: Einzelne Banken könnten im Zuge der Krise durchaus Pleite gehen. Zudem blicken nicht alle Experten so zuversichtlich in die Zukunft wie Schalast. Die EZB rechnet im schlimmsten Fall mit Kreditausfällen von 1,4 Billionen Euro – das wäre keine Verdoppelung, sondern mehr als eine Verdreifachung der faulen Kredite.

Sollte es soweit kommen, ist Europa für die Pleite von Banken schlecht gerüstet. Das meldet das Handelsblatt mit Bezug auf eine Studie des Thinktanks Jacques Delors Centre und der Bertelsmann-Stiftung. Noch immer gebe es Schlupflöcher, die dazu führen, dass Steuergeld in die Rettung von Banken fließe. Zudem ließen sich Banken nicht ohne Schäden für das Finanzsystem abwickeln. Die Krisentöpfe aus denen diese Abwicklung bezahlt werden soll, sind laut Studie außerdem unterfinanziert. Das Urteil: Die EU-Abwicklungsregeln seien nicht „fit für Corona“.