Bereits im Sommer hat das Leibniz-Institut berechnet, dass die Corona-Krise für hunderte von Banken das Aus bedeuten könnte. Die meisten Geldhäuser wiegeln momentan noch ab, doch der Blick auf ihre Risikovorsorge zeigt: So unbesorgt sind die Banken nicht. Sie machen sich auf massive Kreditausfälle gefasst.

Focus online hat in die Bilanzen mehrerer Geldhäuser geschaut und ist auf eine rasant steigende Zahl gestoßen: die Risikovorsorge. Sie gibt an, wie viel Geld die Banken zurücklegen, weil sie damit rechnen, dass Kredite ausfallen werden.

So liegt die Summe bei der Deutschen Bank mit 273 Millionen Euro um 56 Prozent über dem Vorjahresquartal. Die DZ Bank, die zweitgrößte deutsche Bank, hat ihre Risikovorsorge im ersten Halbjahr verfünffacht. Bei der Nord LB stieg sie zum Halbjahresende von einer auf 99 Millionen Euro und die baden-württembergische LBBW hat von 63 auf 281 Millionen Euro aufgestockt. Die Zahlen dürften im vierten Quartal durch den erneuten Lockdown sogar noch steigen.

Genossenschaftsbanken besonders gefährdet

Vor allem die Volksbanken und Sparkassen schlagen deshalb nun Alarm. Die Regionalbanken vergeben Kredite vor allem an kleine Unternehmen – zum Beispiel aus dem Einzelhandel oder der Gastronomie – die von der Krise besonders hart getroffen werden. Der Bundesverband der deutschen Volks- und Raiffeisenbanken fordert daher nun weitere Hilfen des Bundes für Banken und Unternehmen. So sollen etwa die staatlichen Schnellkredite auch an kleine Unternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten vergeben werden.

Capital zitiert hingegen den Präsidenten des Bundesverbandes deutscher Banken, Hans-Walter Peters, der vor übertriebener Sorge warnt: „Das Bankensystem in Deutschland ist heute stabil – und es wird auch morgen stabil sein.“ Er fordert allerdings eine Nachjustierung bei der Bankabgabe. Sie solle nicht mehr proportional mit den gedeckten Einlagen steigen, sondern sich an einer Zielausstattung von 55 Milliarden Euro orientieren. Dadurch hätten die europäischen Banken einen größeren Spielraum von etwa 15 Milliarden Euro für zusätzliche Kredite.

Wie lange die Banken die Krise durchstehen, hängt seiner Meinung nach vor allem vom ersten Quartal 2021 ab. Sollte der Lockdown helfen und sich die Wirtschaft wieder erholen, könnten die Probleme noch abgefedert werden.

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