Nach dem großen „Knall“ um den Zahlungsdienstleister Wirecard gibt es eine neue Meldung in dieser Branche – allerdings aus anderer Richtung.

So berichtet die Süddeutsche Zeitung von der Verkündung des Onlinehändlers Otto letzte Woche, dass man daran arbeitet, einen eigenen Zahlungsdienstleister aufzubauen. Doch wie genau wie will man dies im Hause Otto schaffen? Und woher rührt dieses Ansinnen überhaupt?

Klar ist, dass Otto bereits eine erfolgreiche Transformation hinter sich hat: So wandelte man sich vom originären Ansatz des Versandhauses seit den 1990er-Jahren zu einer Online-Plattform, auf der auch externe Händler ihre Waren anbieten können. Vorbild hierbei waren große Player wie Amazon oder EBay.

Das Einführen eines eigenen Zahlungsdienstleisters könnte der nächste Schritt dieser Transformation sein und eine weitere Einnahmequelle eröffnen. Hinzu kommt, dass Otto als Versandhändler traditionell Erfahrung mit Zahlungsverkehr hat: So werden Kunden vor Verkauf der Ware auf Rechnung auf Ihre Kreditwürdigkeit geprüft und gegebenenfalls offene Rechnungen hinterher über ein Inkasso-Verfahren beigetrieben. Außerdem übernahm Otto vor einiger Zeit bereits das Unternehmen Ratepay, welches ebenfalls online Zahlungen abwickelt.

Otto könnte daher mit Einführung des Zahlungsdiensts nicht nur Zahlungen abwickeln, sondern auch Ratenzahlungen anbieten, Garantien und Retouren übernehmen sowie Risiken kalkulieren – und all dies als gegen Entgelt. Experten attestieren einen weiteren wachsenden Bedarf an guten und umfassenden Zahlungsdienstleistern – auch wenn der Wirecard-Skandal der Branche nicht geholfen hat.

Im Frühjahr 2022 soll die Zahlungsplattform bereit zum Roll-out sein. Vorher muss Otto zunächst die Lizenz der Finanzaufsicht BaFinerhalten, da Otto dann fremdes Geld verwalten wird. Gut zu wissen ist abschließend auch, dass Otto bereits einige Zeit, also schon vor Bekannt-Werden des Wirecard-Skandals, an seinem neuen Tool arbeitet.

GFL Niederlassungsleiter und Prokurist Fabian Sarafin kommentiert: „Auch wir als GFL haben in diesem Jahr erste Erfahrungen mit online Zahlungsdienstleistern für unsere Mandanten gemacht, denn auch wir spüren den wachsendenden Bedarf. Ein kompetenter Partner zeichnet sich dabei einerseits durch ein großes Finanz-, aber andererseits auch durch großes IT- und Prozess-Know-how aus.“

Quelle: Harald Freiberger in: Süddeutsche Zeitung vom 09.09.2020, „Wirecard ist weg – jetzt kommt Otto“.