Solch eine pessimistische Prognose hat bisher noch kein Land abgegeben: Die britische Notenbank erwartet in Großbritannien eine der schwersten Rezessionen ihrer 325-jährigen Geschichte. Obwohl die Regierung mit einem Milliardenpaket die schlimmsten wirtschaftlichen Folgen der Pandemie abfedern will, erwarten die Währungshüter dieses Jahr einen Einbruch der Konjunktur um 14 Prozent.

Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, sind im Vereinigten Königreich mittlerweile mehr als 30.000 Menschen infolge des Corona-Virus gestorben. Das sind mehr Todesfälle als in Italien. Damit dürfte Großbritannien das am schwersten betroffene Land in Europa sein.

Schlimmste Krise seit dem „Great Frost“

Dass es auch ökonomisch tragische Folgen geben wird, zeigt dieser Tage die Bank of England auf: Auf die Insel käme der schwerste Wirtschaftsabsturz seit dem „Great Frost“ im Jahr 1709 zu – der eiskalte Winter, der eine Hungersnot ausgelöst hatte. Im Juni werde das Bruttoinlandsprodukt um 30 Prozent niedriger sein als noch zu Jahresbeginn. Die Arbeitslosenquote werde sich mehr als verdoppeln.

„Damit ist absehbar, dass in Großbritannien eine extrem hohe Pleitenwelle zu erwarten ist“, so GFL-Geschäftsführer Marcus Sarafin. „In der Krise fehlt es zahlreichen Unternehmen an Liquidität. Somit steigt die Gefahr zahlungsunfähig zu werden und Insolvenz anmelden zu müssen.“

Zumindest eine gute Nachricht hatten die Währungshüter dann doch auf Lager: Für 2021 erwarten sie eine rasche Erholung der Wirtschaft, die dann um 15 Prozent wachsen dürfte. Für dieses Jahr verlangen sie allerdings „sehr deutliche geldpolitische und fiskalische Impulse“, wie das Handelsblatt zitiert. Bislang wurden allerdings weder der Leitzins von 0,1 Prozent noch das Programm für Staatsanleihen- und Firmenbondskäufe von 645 Milliarden Pfund angetastet. Viele Experten erwarten jedoch, dass die Bank das Kaufziel die nächsten Monate noch aufstocken wird. Auch eine erneute Leitzins-Anpassung schließt die Notenbank nicht aus.

Verschärft der Brexit die Situation?

Ob sich mit all den Maßnahmen die Wirtschaft bis Ende 2021 tatsächlich erholen wird, hängt allerdings nicht nur von der Corona-Pandemie, sondern auch vom Brexit ab. Noch bis 30. Juni hat Boris Johnson Zeit, um die Übergangsphase um bis zu zwei Jahre zu verlängern. Falls er das nicht tut und die Briten bis Ende des Jahres keine Einigung mit der EU finden, kommt es zu einem No-Deal-Szenario. Für die Unternehmen würde das eine weitere Belastung bedeuten.

„Wie sich diese Situation auf die Verhandlungen mit der EU auswirken wird und welche Auswirkungen bis Ende 2020 auf Großbritannien zukommen, ist dabei noch gar nicht absehbar“, resümiert Sarafin. „Aus meiner Sicht ist das Virus in dieser Phase des Brexit eine extrem starke Bedrohung für das gesamte Land.“

Mehr zu den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie im GFL-Blog: