Die gravierenden wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise zeigen mittlerweile mehrere Indizes, sowie die eingebrochene Produktion der deutschen Industrie. Ökonomen erwarten langfristige Folgen, die ersten warnen bereits vor einer großen Depression wie in den 1930er-Jahren.

Was Ökonomen vor ein paar Wochen prognostiziert haben, bestätigen nun auch mehrere Indizes: die Corona-Krise verursacht ein historisches Tief der Wirtschaft. So ist der Ifo-Geschäftsklimaindex um 11,6 Punkte auf 74,3 Punkte zurückgegangen. Das sei ein „historischer Tiefstand“, zitiert der Spiegel ein Regierungsdokument. Auch der Einkaufsmanagerindex sei um 11 Punkte in der Industrie und knapp 16 Punkte im Dienstleistungsbereich gefallen. Das bedeute, dass die Binnen- und Exportnachfrage kollabiere.

Auch die harten Zahlen sehen nicht besser aus: In der deutschen Industrie sind die Aufträge im März im Monatsvergleich um 15,6 Prozent gesunken. Das sei der stärkste Rückgang seit Beginn der Zeitreihe im Januar 1991, so das Statistische Bundesamt. Der starke Rückgang lässt sich vor allem auf die Unterbrechung von Lieferketten zurückführen. Und es sei damit zu rechnen, dass die Produktion im April noch schwächer ausgefallen sei.

„Die Pandemie zeigt schon zum jetzigen Zeitpunkt, welch massiver Eindruck Deutschland, die EU sowie die Welt davon tragen“, resümiert GFL-Geschäftsführer Marcus Sarafin. „Wir erleben, wie die Räder alle ineinander greifen ­– auch bezogen auf viele nicht direkt wirtschaftlich bezogene Bereiche: Kultur, Breitensport, Spenden für Hilfsorganisationen, die Tafeln in Deutschland, fehlende Steuereinnahmen, die zu sinkenden Ausgaben für sozial Schwächere führen. Aus meiner Sicht verlieren wir nicht nur Wirtschaftskraft und Vermögen, sondern gerade für die sozial Benachteiligten fallen die Zuschüsse des Staates und die Unterstützung durch Private weg.“

Daraus könnten sich weitere gesellschaftliche Probleme ergeben: „Die Auswirkungen werden uns damit auch langfristig begleiten und ich befürchte erhebliche negative Effekte: Armut, Depression, Unruhen (politisch motivierte Aufstände), eine Abschottung der Länder. Diese Effekte hängen stark vom weiteren Vorgehen der Politik ab.“

Auch Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, und Sebastian Dullien, Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), sehen drastische Konsequenzen. Wie das Handelsblatt berichtet, fürchten die beiden Ökonomen das Worst-Case-Szenario: eine große Depression wie in den 1930er-Jahren. So warnen sie vor einer „hartnäckigen Spirale aus Nachfrageverlusten, die hart und dauerhaft auf die Beschäftigung durchschlagen könnten“.

Gigantisches Investitionsprogramm gefordert

Von Bund, Ländern und Kommunen fordern sie daher ein gigantisches Investitionsprogramm. Da ein klassisches Konjunkturprogramm mit Einkommenserhöhungen für Verbrauchen während der Beschränkungen nichts bringe und im Gegenteil sogar eine neue Infektionswelle auslösen könnte, soll der Staat in Modernisierungen investieren: in Digitalisierung, klimaneutrale Energien oder das Bildungssystem. Zudem soll es eine Abwrackprämie für alte Ölheizungen geben und für die Autoindustrie der Aufbau einer Lade-Infrastruktur.

Für Unternehmen soll es bessere Abschreibungsbedingungen geben. Ins Gesundheitssystem und den öffentlichen Verkehr soll mehr Geld fließen. Zudem soll der Staat die Altschulden überschuldeter Kommunen einmalig tilgen. Dieser „große Wurf“ solle sich über mehrere Jahre ziehen. Wie sich all diese Investitionen finanzieren lassen – dazu haben die Ökonomen keine Aussage gemacht.

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