Düstere Aussichten für das britische Pfund: Die Corona-Krise mit dem Lockdown dürfte die Währung in den kommenden Wochen weiter in die Knie zwingen. Experten rechnen mit einer deutlichen Abschwächung gegenüber dem Euro. Das Handelsblatt sieht als Grund jedoch nicht nur die Pandemie, sondern auch den Brexit und die neu entfachte Debatte über Negativzinsen der Bank of England.

Diese hatte erst Mitte Mai verkündet, dass sie in Großbritannien die schlimmste Rezession seit mehr als 300 Jahren erwartet. Die Insel ist von der Pandemie besonders hart getroffen, verzeichnet die meisten Toten Europas, sodass Lockerungen nur sehr langsam wieder zugelassen werden. Das verschärft die wirtschaftliche Krise.

Anleger investieren daher laut Handelsblatt momentan vor allem in Dollar, teilweise auch in Euro, aber kaum in das Pfund. Der Nachrichtendienst Bloomberg habe es sogar bereits als „Paria-Währung“ bezeichnet. So ist das Pfund Mitte März auch zwischenzeitlich auf ein 35-Jahres-Tief bei 1,14 Dollar gefallen.

Wahrscheinlicher No-Deal-Brexit

Zu schaffen machen der Währung aber auch die Brexit-Sorgen. Bis Ende Juni muss Boris Johnson eine Verlängerung der Übergangsperiode beantragen, um einen No-Deal eventuell zu verhindern. Der hatte bereits angekündigt, darauf zu verzichten. Zieht Großbritannien den schnellen Bruch durch, könnte die Währung laut einer Analyse der DZ Bank in den kommenden sechs Monaten um weitere zehn Prozent auf 1,08 US-Dollar fallen.

Auch in Brüssel ist Mitte Mai die dritte Verhandlungsrunde ohne Ergebnis beendet worden. Das habe die Anleger daran erinnert, dass keinen wirklichen Fortschritt gebe, zitiert das Handelsblatt die Analysten der Bank Barclays. Das Pfund werde demnach bis Ende Juni deutlich unter 1,20 Dollar fallen, so die Einschätzung der Experten.

Bank of England prüft Negativzinsen

Was das Pfund weiter schwächen könnte, sind Spekulationen der Bank of England, die nun öffentlich geworden sind. Demnach prüft Notenbankchef Andrew Bailey gerade aktiv, ob mit Negativzinsen die Wirtschaft wieder angekurbelt werden soll. Bisher wurde der historisch niedrige Leitzins von 0,1 Prozent jedoch noch nicht angetastet. Zudem sind weitere unkonventionelle Maßnahmen im Gespräch – etwa der Kauf riskanterer Wertpapiere.

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