Was einst „Deutschlands Kanonenkönige“ waren, ist nun ein Unternehmen, das tief in den roten Zahlen steckt. Am Donnerstag entscheidet Thyssenkrupp über den Verkauf der Aufzugsparte. Doch der erste Interessent ist bereits ausgestiegen, weil Zweifel an der finanziellen Stabilität des Stahl- und Industriekonzerns herrschen.

Laut Handelsblatt war der finnische Aufzugbauer Kone aus dem Rennen ausgestiegen, weil er Angst vor einer Insolvenz von Thyssenkrupp hat. Ein herber Schlag: Habe das Angebot der Finnen doch rund 1,5 Milliarden Euro über denen der Finanzinvestoren gelegen. Das Handelsblatt spricht von 17 Milliarden Euro inklusive einer „üppigen“ Vorabzahlung.

Dass diese Vorauszahlung auch sicher ist, daran habe es letztendlich aber Zweifel gegeben. Nach der Herabstufung des Ratings durch die Agentur Moody’s sei das Risiko einer Insolvenz zu groß geworden. Moody’s bewertet die Anleihen des Konzerns mittlerweile als „hochspekulativ“.

Hochverschuldet in den roten Zahlen

Schließlich hat das Unternehmen Schulden in Höhe von 7,1 Milliarden Euro. Das macht ein Verhältnis von Fremd- zu Eigenkapital von 370 Prozent.

Allein im vergangenen Geschäftsjahr hat Thyssenkrupp ein Minus von 260 Millionen Euro gemacht. Das wird nach Angaben des Managements dieses Jahr nochmals deutlich höher ausfallen. Die Aufzugsparte steht demgegenüber gut da: Laut ntv hat die Sparte im ersten Quartal des am 1. Oktober begonnenen Geschäftsjahres einen operativen Gewinn von 228 Millionen Euro eingefahren.

Ob die lukrative Sparte nun abgestoßen werden soll oder nur ein Teil davon, entscheidet der Aufsichtsrat am Donnerstag. Betroffen wären voraussichtlich tausende Arbeitsplätze. Im Bieterverfahren verblieben sind zwei Wettbewerber: ein Konsortium aus Blackstone, Carlyle und Canadian Pension Plan sowie eine Bewerbergruppe rund um die Finanzinvestoren Advent und Cinven.

Auswirkungen auf die Handelskette?

Mit Thyssenkrupp ist nun das nächste deutsche Flaggschiff in einem gefährlichen Strudel geraten. „Die Auswirkungen werden kommen“, ist sich GFL-Geschäftsführer Marcus Sarafin sicher. Werden einzelne Bereiche verkauft, müssen einige Fragen geklärt werden: Wie ist die Bonität des Verkäufers? Wie läuft die Finanzierung des Kaufs und des operativen Geschäfts? Wie wird an die Finanzpartner kommuniziert?

Im Falle einer Insolvenz werde sicher eine große Wellenbewegung bei den Kreditversichern folgen, auf Grund von Schadenzahlungen, der berechtigten Befürchtung von Folgeinsolvenzen der Zulieferer etc.