Die schwedische Notenbank hat Ende Dezember einen gewagten Schritt unternommen: Sie hat die Negativzinsen abgeschafft. Nach fünf Jahren hat sie ihre Geldpolitik wieder gestrafft und den Schlüsselzins von minus 0,25 Prozent auf null angehoben.

Der Schritt ist mutig, schließlich kühlt auch in Schweden gerade das Wirtschaftswachstum ab. Laut Riksbank-Gouverneur Stefan Ingves haben die Minuszinsen ihren Zweck jedoch erfüllt: Sie hätten Inflation und Wirtschaft gestützt. Da sich die Teuerungsrate nun jedoch der Zielrate von zwei Prozent annähere, seien sie nicht mehr nötig.

Der Bankenchef sieht vielmehr ein Risiko darin, die Zinsen über einen langen Zeitraum im Minusbereich zu belassen. So sind in Schweden die Immobilienpreise gestiegen, Haushalte und Unternehmen haben sich immer mehr verschuldet. Kritiker bemängeln zudem, dass sich durch die negativen Zinsen Unternehmen über Wasser halten können, die eigentlich wirtschaftlich bereits am Ende sind.

Was haben die Minuszinsen in Deutschland bewirkt?

Die WELT hat auch für Deutschland ein erstes Fazit der Minuszinsen gezogen. So hat der Konsum nicht angezogen – die Sparrate liegt vielmehr bei elf Prozent und damit sogar einen Prozentpunkt höher als 2014. Auch die Investitionen der öffentlichen Hand sind gesunken.

Der Staatshaushalt habe hingegen profitiert: Während der Bund 2008 noch 40,2 Milliarden Euro für seine Schulden zahlen musste, sind es mittlerweile nur noch 16 Milliarden. Durch die Negativzinsen der EZB hat der Staat 437 Milliarden Euro gespart.

Funktioniert der Ausstieg der Schweden ohne größere Blessuren, wird jedoch auch die Europäische Zentralbank handeln müssen. Sie hat – ebenso wie die US-amerikanische Fed und andere Zentralbanken – ihre Geldpolitik zuletzt eher gelockert. Hier könnte das weltwirtschaftlich sonst eher unbedeutende Schweden nun einen Richtungswechsel einläuten.