Trendwechsel im Textilsektor führen immer wieder zur Zahlungsunfähigkeit bei großen Modeketten. So auch im Falle von Forever 21: Der Modegigant, der für seine günstigen Preise bekannt ist und noch vor einiger Zeit Umsätze in Milliardenhöhe hatte, steht vor der Insolvenz.

Quantität statt Qualität spiegelt die Attitüde wider, mit der der Konzern in den letzten Jahren riesige Gewinne einfahren konnte. Lange Zeit wurde die Mode zu Billigpreisen verkauft. Dies ging natürlich zu Lasten der Qualität und der Umstände der Produktion.

Schnelle Trendwechsel führen zu Änderungen des Käuferverhaltens: Nachhaltige und umweltfreundliche Produkte gewinnen an Relevanz.

Forever 21 hat kürzlich Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragt. Dies bedeutet eine gerichtlich überwachte Neustrukturierung der Finanzen, wenn ein Unternehmen von Zahlungsunfähigkeit bedroht ist.

Noch vor drei Jahren hatte das Modelabel mit einem Umsatz von gut 4,4 Milliarden Dollar geglänzt, der schließlich im Folgejahr um 25 % eingebrochen ist. Nun ist das Unternehmen gezwungen, allein in den USA bis zu 178 Läden zu schließen, sowie den internationalen Standorten in Asien und Europa den Rücken zu kehren. Ähnlich geschehen in Deutschland bei Gerry Weber, einem bekannten Produzenten für Damenmode.

Steigende Absatzzahlen der Online-Märkte führen zu geringeren Verkaufszahlen in den Geschäften. Mit einem Anteil von nur 16% am Gesamtumsatz lag Forever 21 im Online-Geschäft deutlich hinter der Konkurrenz.

Laut Mark Cohen, Professor für Einzelhandel an der Columbia Business School, führte auch die Expandierung in 47 Länder innerhalb von lediglich 6 Jahren zu dieser wirtschaftlichen Misere; das war schlichtweg zu viel.

Skandale und Rechtsstreite rückten das Unternehmen zunehmend in ein schlechtes Licht und führten mitunter zu schlechteren Absatzzahlen – zudem gewinnen Sportartikel-Hersteller wie Adidas und Nike immer mehr an Relevanz in der Fashion-Branche.

Die aktuellen Marktgeschehnisse signalisieren die rasanten Entwicklungen und Veränderungen in der Modebranche. Der Online-Markt wird immer wichtiger und die Konkurrenz, unter anderem bedingt durch Anbieter wie Amazon, Zara oder H&M, steigt.

Allein in diesem Jahr haben laut einer Studie von Coresight Research bereits 8567 Einzelhändler ihre Geschäfte schließen müssen.

Durch Änderungen des Käuferverhaltens wird der Online-Handel künftig immer relevanter werden und den Großteil des Absatzes der Unternehmen ausmachen. Die aufkommende Konkurrenz  der Anbieter wird sich in einem steigenden Preisdruck widerspiegeln.

GFL Finanzexperte Marcus Sarafin rechnet damit, dass Anbieter des niedrigen Preissegments durch den Wettbewerb in Zukunft massive Schwierigkeiten haben werden, sich auf dem Markt zu behaupten, und erwartet weitere Insolvenzen; besonders in der Textilindustrie.