Unter dem kürzlich gewählten Präsidenten Obrador zeichnet sich in Mexiko eine neue politische Ära ab. Doch obwohl umstrittene politische Entscheidungen die Unsicherheit fördern, stärken starke makroökonomische Grundlagen das Land. So bleibt die Risikoprognose der Credendo Group insgesamt stabil.

Am 1. Dezember 2018 hat Andrés Manuel López Obrador offiziell das Amt des mexikanischen Präsidenten übernommen. Damit kam zum ersten Mal ein Mann an die Macht, der weder der langjährigen Regierungspartei Partido Revolucionario Institucional noch der Opposition Partido Acción Nacional angehört. Vielmehr wurde Obradors Morena-Partei erst 2014 als politische Partei registriert.

Obrador wurde vor allem aufgrund von Unzufriedenheit über Korruptionsskandale, Mexikos Rekord-Mordrate und die allgegenwärtige Ungleichheit gewählt. Und so hat er auch rasch Reformen zur Eindämmung der Korruption und Verbrechensbekämpfung eingeleitet. Zudem hat er ein neues Freihandelsabkommen mit den USA und Kanada auf den Weg gebracht.

Doch könnte Obradors Politikstil, der aus einer Kombination von Kongressdebatte und direkter Demokratie besteht, das Vertrauen erschüttern. So hat der neue Präsident über den Weiterbau des Flughafens für Mexiko-Stadt abstimmen lassen – ein 13-Milliarden-Dollar-Projekt, das bereits zu einem Drittel fertiggestellt war. Nur ein Prozent der Wähler nahm an der Abstimmung teil, und stimmte für den Abbruch. Die Finanzmärkte gerieten daraufhin durcheinander und ließen die mexikanischen Anleihen und Währungen abstürzen, was die Zentralbank veranlasste, die Zinsen auf den höchsten Stand seit 2008 anzuheben. Das Flughafendebakel drohte zunächst, der Vertrauenswürdigkeit Mexikos an den Kapitalmärkten zu schaden, doch die Vorstellung des Haushalts 2019 hat die Anleger beruhigt. So konnte die Regierung die Marktunsicherheit durch ein verantwortungsvolles Budget abmildern.

Die zweitgrößte Volkswirtschaft Lateinamerikas wird zudem von starken makroökonomischen Grundlagen gestützt. So wird das Wachstum dieses Jahr nach Credendo-Prognose 2,1 Prozent betragen, kommendes Jahr 2,2 Prozent. Die Inflation dürfte sich dank einer umsichtigen Geldpolitik auf drei Prozent sinken. Die mexikanische Ölförderung folgt zwar einem Abwärtstrend, doch die mexikanische Wirtschaft ist nicht allzu sehr vom Export von Erdölerzeugnissen abhängig, da Industrieerzeugnisse wie Maschinen, elektronische Geräte und Automobilerzeugnisse rund 70 Prozent der Export-Einnahmen ausmachen. Zudem ist das Leistungsbilanzdefizit überschaubar – es schwankt seit 2013 um rund zwei Prozent des BIP.

Das Haushaltsdefizit wird sich 2019 wohl bei einem Niveau von 2,5 Prozent des BIP stabilisieren. Der gesamte Schuldenstand der Regierung hat 2016 mit 56,8 Prozent des BIP einen Höchststand erreicht, dürfte aber auf 53 Prozent sinken. Strukturelle Schwächen sind die fiskalische Abhängigkeit vom Ölsektor, der 20 Prozent der gesamten Staatseinnahmen ausmacht, und die starke Abhängigkeit von der Konjunktur in den USA.

Credendo stuft das kurzfristige politische Risiko daher in Kategorie 2/7 ein – mit stabiler Perspektive. Das mittel- und langfristige politische Risiko siedelt der Kreditversicherer in Kategorie 3/7 ein. Die Begründung in der aktuellen Risikoanalyse: „Mexikos moderates Risiko-Rating reflektiert seine moderaten Außenverschuldungs- und Schuldendienstquoten, seine vertretbaren Leistungsbilanzdefizite, seinen soliden Staatshaushalt und seine wirtschaftliche Diversifizierung, obwohl das Land stark von der US-Wirtschaft abhängig ist.“

Diese und weitere Länderstudien finden Sie bei Credendo oder im GFL-Blog: