Am Sonntag wollen sich die Staatschefs von EU und Großbritannien bei einem Sondergipfel den Brexit-Vertrag beschließen. Der ist jedoch heiß umstritten. Eine Einigung in letzter Minute sei daher am wahrscheinlichsten, so die Analysten von Euler Hermes. Doch auch die Wahrscheinlichkeit eines „No Deal“ ist rasant gestiegen. Britische Unternehmen reagieren mit Hamsterkäufen.

Das wahrscheinlichste Brexit-Szenario sei ein „Blind Date“. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Kreditversicherers Euler Hermes vom 18. Oktober. Zu rund 70 Prozent würden sich EU und Großbritannien dabei in letzter Minute auf einen Deal einigen, von dem vorher keiner weiß, wie er aussehen wird. Doch die anhaltenden Diskussionen haben auch die Wahrscheinlichkeit eines „No Deals“ von ehemals 5 auf mittlerweile 25 Prozent erhöht.

Solch ein harter Ausstieg würde massive Einbußen für die Exportwirtschaft bedeuten – auf beiden Seiten des Kanals. Während in Großbritannien Exporte in Höhe von 30 Milliarden britischen Pfund pro Jahr auf der Kippe stehen, wenn es zu keiner Einigung kommt, sind es etwa bei deutschen Exporteuren sind im ersten Jahr nach dem Brexit 8 Milliarden Euro. Die Niederlande würden voraussichtlich vier Milliarden Euro an Exporten einbüßen, Frankreich und Belgien je drei Milliarden Euro.

Doch auch die aktuelle Unsicherheit schadet bereits der Wirtschaft: Das britische Wirtschaftswachstum dürfte sie jedes Quartal 0,1 Prozentpunkte kosten. Somit gehen die Volkswirte 2018 nur noch von einem Wachstum von 1,3 Prozent, 2019 von 1,2 Prozent aus.

Am stärksten haben die britischen Unternehmen zu leiden. Durch das unter Druck geratene Pfund sind ihre Margen seit Anfang 2016 um 2,5 Prozentpunkte gesunken. Um die verbleibenden Margen zu sichern, werden sich britische Unternehmen wohl zunehmend nach lokalen Lieferanten umsehen, so Erwartungen von Euler Hermes. Das gelte besonders für Branchen die stark vom Import abhängig sind, wie die Automobil- und Chemiebranche, der Maschinen- und Anlagenbau, Einzelhandel und Lebensmittelbranche.

Um mögliche Zölle, Verzögerungen oder gar Unterbrechungen der Lieferkette zu vermeiden, horten britische Unternehmen zudem immer mehr Importwaren, die sie für ihre Produktion zwingend benötigen. Diese Hamsterkäufe sollen zwar ihre Margen und Produktion zunächst absichern, sie bergen gleichzeitig aber auch bilanzielle Risiken, weiß Euler Hermes.

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